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Gehorsam und Liebe

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Dabei ist das römische Dokument keine unfehlbare dogmatische Entscheidung, die unter allen Umständen bindet. Außerdem stellt es einen Schlag gegen die Ökumene dar, da die orthodoxe Kirche aus guten Gründen die vatikanische Position nicht teilt, von den reformatorischen Kirchen ganz zu schweigen.

Außerdem ist die in diesem Dokument enthaltene Anweisung weltfremd und inpraktikabel, denn wer kann im städtischen Bereich kontrollieren, ob jemand und wer zur Kommunion geht? Das einzig greifbare Resultat dieses Dokuments ist, daß Menschen im Gewissen verunsichert werden, ob sie zur Kommunion gehen dürfen oder unwürdig kommunizieren. Gerade diese Verunsicherung der wenigen, denen es noch ein Anliegen ist, die Sakramente zu empfangen, aber ist pastoral unklug, ja - und dies ist der schwerste Vorwurf — unbarmherzig. Sollte man es nicht Christus selbst, der sich in der Gestalt des Brotes darbietet, überlassen, zu entscheiden, ob der Empfänger des Sakramentes würdig oder unwürdig ist? Und schließlich sollte man über aller Gesetzesgerechtigkeit nicht vergessen, daß das Sa: krament nach katholischer Lehre auch die Kraft der Sündenvergebung besitzt. Die Zurückstoßung der Suchenden und Schwachen kann jedenfalls nicht Aufgabe der Kirche sein, wenn sie nicht Gefahr laufen will, von immer mehr Menschen, die sich von ihr verlas- «pn fühlen verlassen zu werden.

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