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Ich, Claudius

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In seinem Bemühen, auch jenen Fernsehkonsumenten, die die „Zeit im Bild“ nicht sehen wollen, etwas Attraktives vorzusetzen, hat der ORF die Antike entdeckt. Am Freitag um 19.30 Uhr werden -alternierend mit der Filmfreunde-Sendung „Trailer“-inFS 2 die Serien „Odyssee“ und „Äneis“ wiederholt. Ab August kommt dann die neue Serie „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ ins Programm. Die Claudius-Serie über den Sittenverfall im alten Rom hat sogar recht hohes Niveau und lief anderswo mit einigem Erfolg. Doch hätte der Einkäufer der Serie alle Folgen gesehen, dann hätte er sie wohl nicht für 19.30 Uhr ins Programm gesetzt. Die sexuellen und vor allem brutalen Ausschweifungen im alten Rom kommen recht drastisch ins Bild. Der zweifelhafte Höhepunkt: Caligula, der geistesgestörte Kaiser, schlitzt seiner Konkubine den Bauch auf und ißt den Embryo in ihrem Leib, um Jupiter gleich zu werden. Das bestimmt nicht zimperliche dänische Fernsehen nahm diese Folge aus dem Hauptabendprogramm und verbannte sie auf den späten Abend. Der ORF sollte ähnliches tun, am besten mit der ganzen Serie. Auch ein abgeschlagener Kinderkopf und ähnliche Spezialitäten sind nicht unbedingt die richtigen Ingredienzien für ein Programm, das läuft, wenn auch die Jüngsten noch fernsehen. hkh

Fortschritt in der ÖSSR

Kann man mit eingefleischten orthodoxen Marxisten überhaupt noch eine fruchtbare Diskussion führen? Die sonntägliche Vormittagsdebatte „Rede und Antwort“ in FS 1 mit Journalisten aus der CSSR über den Prager Frühling und die heutige tschechoslowakische Situation zeigte jedenfalls überdeutlich, daß eine Diskussion mit Kommunisten Prager Spielart wenig Ergebnisse bripgt. Womit den Kollegen aus der CSSR nicht ihre fachliche Qualifikation abgesprochen werden soll. Sie haben im ORF nur das praktiziert, was die Ostblock-Diplomaten schon seit eh und je auf internationaler Ebene tun. Sobald eine kritische Frage gestellt wird, sprudelt aus dem Mund der Volksdemokraten die Gummiformel von der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten“. Durch die damit aufgebaute Mauer gibt's kein Durchkommen. Und durch den kleinen Spalt, der offengelassen wird, sollen westliche Journalisten nur noch die „gewaltigen Fortschritte der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ erblicken und darüber berichten. Etwa Fortschritte, die so groß sind, wie sie die CSSR-Führung bei der Erfüllung der Vereinbarung von Helsinki tätigt?

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