Autoren, die ihre eigenen Wege gehen, sind durch die vorherrschenden Vereinfachungen der Zeit nicht zu fassen. Sie entziehen sich jeder gängigen, in sich geschlossenen Weltanschauung, bleiben für den Fanatiker rätselhaft. Das beunruhigt, macht zuweilen wütend. Wenigen deutschen Autoren wurde so viel Kritik zuteil wie den bedeutendsten, doch hat die Polemik gegen Ernst Jünger die Wirkung seines Werkes nicht geschwächt: Der bald Vierundneunzigjährige besitzt eine umfangreiche Leserschaft.Heimo Schwilk bietet nun in seinem eindrucksvollen Werk eine Darstellung der Biographie Ernst Jüngers
Terror, von staatlichen Stellen ausgeheckt und befohlen, von Geheimdienstleuten gegen unliebsame Personen und Organisationen ausgeübt, schockt stets aufs neue. Ein Alptraum, der immer wieder Realität wird: Ein mächtiger Apparat versucht Individuen gefügig zu machen — wenn's nicht anders geht, durch deren physische Vernichtung.So geschehen vergangenen Herbst in Polen, wo der engagierte Priester Jerzy Po-pieluszko ein Opfer des allmächtigen Staatssicherheitsdienstes wurde. Die Schergen wurden zwar verurteilt, die Hintergründe wurden freilich bis jetzt nicht restlos aufgeklärt.Das
Es waren vor allem zwei Herrscherpersönlichkeiten gewesen, die im 18. Jahrhundert die Fenster Rußlands nach dem Westen aufgestoßen und den Ubergang des Landes in eine kapitalistische Gesellschaftsordnung eingeleitet hatten: Peter I. und Katharina II. Auch wenn sich Rußland während ihrer Herrschaft zu einer Großmacht emporschwang, durch innenpolitische Reformen gewisse EntwicklungsmögHch-keiten eröffnet wurden — die alte Ordnung mit ihrem unmenschlichen Leibeigenschaftssystem wurde dadurch nicht gesprengt. Hervorragend aufgemacht, gut geschrieben, durchleuchtet das Buch Erich Donnerts
Er lehne Wirtschafts Sanktionen gegen Südafrika ab, weil sie am Ende mehr den Schwarzen als der weißen Minderheit schaden würden, hatte US-Präsident Ronald Reagan bis vor kurzem immer wieder erklärt. Jetzt ist er von diesem Grundsatz abgerückt. In erster Linie innenpolitische Erwägungen (die Gefahr einer Uberstimmung im Kongreß) ließen ihm keine andere Wahl.Wie immer sich der Sanktionskatalog der USA (Einfuhrverbot für Krüger-Rand-Goldmünzen; Verbot von Computer-Soft- und Hardwarelieferungen; Teilverbot für Kredite; Beschränkung der Lieferung von Nuklear-Technologie)
Was ist wirklich so sensationell Neues in dem Interview, das KPdSU-Chef Michail Gorbatschow den Journalisten des US-Nachrichtenmagazins „Time“ gegeben hat? Daß der Welt eine „düstere Zukunft“ bevorsteht, „wenn es nicht zu einem Verbot der Militarisierung des Weltalls und es nicht zur Beendigung des Wettrüstens im Kosmos kommt“? So oder ähnlich tönt es schon seit einiger Zeit aus Moskau gegen Ronald Reagans SDI-Programm.Eigentlich auch nicht neu ist, daß Gorbatschow ein imposantes Auftreten hat, daß er elegant formulieren kann und gelegentlich auch einmal ein Scherzchen zum
Der Auftakt zum europäischen Technologie-Projekt Eureka vergangene Woche in Paris war vielversprechend. Und zu Optimismus Anlaß gibt auch, daß ursprüngliche Skeptiker wie die Briten jetzt offensichtlich voll überzeugt mit bei der Sache sind (siehe Seite 6).Noch ist das Eureka-Pro-jekt äußerst vage. Aber daß es nicht im Rahmen einer mammutbürokratischen internationalen Organisation durchgezogen, sondern ein flexibles Instrument zur Koordinierung der vielschichtigen Forschung im Bereich der europäischen Spitzentechnologie werden soll, ist ein realistischer Ansatz.Ebenso positiv ist,
„Uber den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein”, wird in einem Lied das Hochgefühl des Fliegens besungen. Das idyllische Bild ist angesichts der Ereignisse der letzten Tage und Wochen zerborsten.Uber den Wolken, in Flugzeugen, wie auch am Boden, in Flughäfen, lauert der Tod. Terroristen bringen Maschinen in ihre Gewalt und ermorden kaltblütig Passagiere, die ihnen nicht zu Gesicht stehen; in Flughäfen explodieren Höllenmaschinen in Gepäckstücken; ein Jumbo-Jet mit 325 Insassen stürzt „wie ein Stein vom Himmel”, als an Bord eine Bombe hochgeht.Die Opfer der
Die Terror bekämpfung hatte in den siebziger Jahren einige spektakuläre Erfolge zu verzeichnen gehabt (Ent-ebbe, Mogadischu) und vorübergehend auch abschrek-kend gewirkt. Die Zeiten haben sich geändert, Taktik und Methoden der Terroristen auch, wie sich eben im Falle der entführten TWA-Linien-Maschine in Beirut zeigt.Vor allem die Chomeini-Revolution mit ihrem menschenverachtenden Fanatismus hat eine neue Generation gnadenloser Berufskiller ausgebrütet: schiitische Ka-mikaze-Terroristen, deren Hauptziel es offensichtlich ist, die Supermacht Amerika und deren Verbündeten Israel zu
Zgierende Seele” Herzls hin, durch die er bereits indem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa herrschenden Klima die heraufdämmernden Gefahren für die physische Existenz der Juden vorausgesehen hatte.Der Wiener Politologe Norbert Leser stellte in einem brillanten, um historische Ausgewogenheit bemühten Vortrag den „zeitgeschichtlichen Hintergrund im Wien des Fin-de-Siecle” dar. Ambivalenz war ein Grundgefühl der Epoche, und inZu Theodor Herzls 125. Geburtstag veranstalteten das Ludwig-Boltzmann-Institut für neuere österreichische Geistesgeschichte, das Institut für Ju-daistik der
Sechzehn Jahre lang hatte er sein Land regiert. Doch Sudans Numeiri war zu sehr auf seinem Präsidentensessel geklebt.Zuletzt hatte er sich so sehr in seinen eigenen taktischen Macht- und Ränkespielen verstrickt, daß scheinbar der ganze Sudan gegen ihn war. Ein Anstoß wie die im März angekündigte Aufhebung der staatlichen Subventionen für Grundnahrungsmittel und Benzin genügte, und die Bürger von Khartum stürzten den Koloß auf tönernen Füßen vom Präsidentensockel.Numeiri hinterläßt einen riesigen Scherbenhaufen und der neue Machthaber General Dahab steht vor einer schier
Die irakisch-iranische Schlacht schreckt die Weltöffentlichkeit immer dann wieder mit traurigen Höhepunkten auf, wenn der Golfkrieg in Vergessenheit zu geraten droht:Da war der Einsatz von Kindersoldaten als Kanonenfutter an vorderster Front durch den Iran; da waren die irakischen Giftgaseinsätze und permanenten Angriffe auf zivile Seeziele, um den Gegner wirtschaftlich in die Knie zu zwingen; und seit zwei Wochen nun schon die verstärkt wiederaufgenommenen Attacken auf zivile Ziele:Irakische Bomber laden ihre tödliche Last über iranischen Städten ab, als Vergeltungsaktion beschießen
Libyens Revolutionsführer Muammar Ghaddafi hat sich durch seine rücksichtslose Machtpolitik vor der internationalen Öffentlichkeit längst selbst disqualifiziert. Einige sehen in ihm freilich immer noch eine Art Dritte-Welt-Revolutionär mit Symbolcharakter.Zu diesen wenigen romantischen Verklärern gehört auch Österreichs Altbundeskanzler Bruno Kreisky, der erst vergangene Woche in Washington Ghaddafis Eingreifen im Tschad lobte, seinem Versuch, „den Islam mit dem Sozialismus zu versöhnen”, Lob zollte und den westlichen Ländern anriet, sie sollten verstehen, daß der Libyer anders
Die Reagan-Administration hat ihren Druck auf Nikaragua entscheidend verstärkt. Präsident Reagan bezeichnete das Sandinisten-Regime als „brutal und grausam” und forderte die Beseitigung der Regierung in Managua „im Sinne ihrer gegenwärtigen Struktur... eines totalitären kommunistischen Staates”.Außenminister George Shultz legte ein Schäuferl nach, indem er feststellte, ein Wechsel in Nikaragua sei nötig, „gleichgültig mit welchen Mitteln”.Wenn diese überaus aggressive Rhetorik auch wesentlich für den innenpolitischen Gebrauch sein sollte, um die vom US-Kongreß blockierte
Ein Kinoereignis, das sich Popmusik-Fans nicht entgehen lassen sollten: Jonathan Demme hat einen Film über Live-Auftritte der New Yorker Kult-Band „Talking Heads” gemacht. „Stop ma-king Sense” heißt er, und vergangenes Wochenende ist er auch in Österreich angelaufen.Die Band” Weiße und schwarze Musikerinnen und Musiker, die sich um Superstar David Byrne gruppieren und allesamt auf der Bühne viel, viel Sympathie ausstrahlen.Die Musik: ,JJew-Wave”-Elemente mit tief schwarzen Rhythmus-Elementen vermengt; Popmusik, die sich aber nicht irgendwelchen Stilrichtungen klar zuordnen
Italiens Premier Bettino Craxi hatte die Eindämmung des Terrorismus gerade als einen Pluspunkt seiner bisherigen Regierungstätigkeit herausgestrichen; Innenminister Oscar Scalfaro hatte verkündet, der internationale Terrorismus bereite ihm mittlerweile größere Sorgen als der italienische: Da platzte am 23. Dezember in einem Eisenbahntunnel bei Florenz im Schnellzug Neapel—Mailand die Höllenmaschine.15 Tote, 180 Verletzte - diese Blutbilanz beim jüngsten Terroranschlag ruft den Italienern eindringlich in Erinnerung, daß der Terrorismus in ihrem Land noch lange nicht besiegt ist, daß
Die Eidgenossen haben am vergangenen Sonntag bei einer Volksabstimmung in ihrer Mehrheit dafür gestimmt, daß in der Schweiz auch in Zukunft Kernkraftwerke gebaut werden. Und diese Mehrheit, die für die Kernenergie eintritt, ist gegenüber der Volksabstimmung 1979 sogar noch gewachsen: von 51 auf 55 Prozent.Die Abstimmungsbeteiligung (41 Prozent) erlaubt bei dieser grundsätzlichen Feststellung kaum Spielraum für Interpretation. Denn auch in der Schweiz dürfte der Mobilisierung seffekt bei den Kernkraftgegnern weit höher sein als bei den Befürwortern — insofern wäre die Tendenz in der
Moskaus Propaganda-Einheiten und ihre Hilfstruppen in Warschau und Prag schießen derzeit mit schweren Geschützen. Vordergründiges Angriffsziel ist die Bundesrepublik Deutschland.Revanchismus, Militarismus, „großgermanischer Expansionismus" wird den Westdeutschen unterstellt. Und Bonn versucht rätselratend, sich der massiven Polemik zu entziehen.Enttäuschung über die gescheiterte Politik der Nachrüstungs-Verhinderung mag einer der Gründe für die sowjetische Propaganda-Kampagne sein; die Disziplinierung des Ostblocks durch eine gemeinsame Offensive gegen die Bundesdeutschen ein
Ganz gewiß: Die zum 40. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik Polen vom Warschauer Regime verkündete Amnestie für politische Häftlinge ist ein .JSchritt in die richtige Richtung", wie auch Arbeiterführer Lech Walesa feststellte. Offiziellen Angaben zufolge werden in den nächsten Tagen im-merhin 652 politisch Verfolgte aus der Haft entlassen.Diese „Großzügigkeit" hat das Jaruzelski-Regime freilich abgesichert: mit einer Wohlverhaltensklausel, verbunden mit der Drohung, als Rückfalltäter eingestuft zu werden, wenn einer der Amnestierten bis Ende 1986 in ähnlicher Weise wieder
Einige Jahre hindurch schien es, als sollte es Großbritanniens „Kiserner Lady" Margaret Thatcher gelingen, die Insel von der „englischen Krankheit" zu heilen. Doch jetzt hat der ,J*atient Albion" einen schweren Rückfall erlitten.Seit 18 Wochen wehrt sich die britische Bergarbeitergewerkschaft gegen geplante Rationalisierungsmaßnahmen mit einer Härte, die alle bisherigen Arbeitskonflikte der Nachkriegszeit Großbritanniens beinahe verblassen läßt. Mittlerweile eröffneten die Hafenarbeiter eine zweite Streikfront, die Insel droht von der Außenwelt abgeschnitten zu werden.Längst geht
Am 16. Juli, wenn sich Amerikas Demokraten in San Francisco versammeln, um ihren Präsidentschaftskandidaten zu nominieren, wird diese Partei wohl nicht gerade ein siegesgewisses Erscheinungsbild bieten: Monate der Selbstzerflei-schung in den Vorwahlkämpfen haben die Partei Substanz gekostet.Walter Mondale führt die Demokraten aller Voraussicht nach in die Wahlschlacht. Doch er hat sein Image als erfahrener, aber fader Politiker in den Vorwahlkämpfen nicht verbessern können.Spannend kann in San Francisco allemal die Frage werden, wer als MondaleStellvertreter ins Rennen geht: Wird erstmals
50.000 Menschenleben hat der Bürgerkrieg in El Salvador bereits gekostet, Hunderttausende haben die Kampfhandlungen zur Flucht gezwungen, die wirtschaftlichen Schäden belaufen sich auf über eine Milliarde Dollar.Eine triste Bilanz — und keine Aussicht auf eine Lösung? Der Erzbischof von San Salvador, Arturo Rivera y Damas, der am 2. Juli in Wien über die „Kirche in El Salvador" referierte, sieht doch gewisse Hoffnungsschimmer: etwa den, daß das Vertrauen der Bevölkerung in die demokratischen Institutionen und Prozesse des Landes gewachsen sei.Die Guerillas der Befreiungsfront FMLN
Zwei Vorfälle in der letzten Woche, die zu denken geben:In Ausübung seines Wachdienstes wird der 62jährige Gruppeninspektor Leopold Smetazek bei einem Bombenattentat vor der türkischen Botschaft in Wien lebensgefährlich verletzt. ■In Beirut fällt der 45jährige Verwaltungsattache der österreichischen Botschaft, der Kriminalbeamte Gerhard Loitzenbauer, Straßenräubern in die Hände und wird erschossen.Uber die Beamten im allgemeinen, die uniformierten Sicherheitskräfte im besonderen, fallen auch in diesem Land die Leute immer wieder gerne her und bespötteln die .Pragmatisierten"
Mit der Wahl Konstantin Tschernenkos zum Vorsitzenden des Obersten Sowjets, also zum sowjetischen Staatschef, sind die Machtverhältnisse im Kreml nach außen hin klar geregelt. In einer Rekordzeit von zwei Monaten ist Tschernenko auf die Spitzenpositionen in Staat, Partei (KPdSU-Chef) und Armee (Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates) gehievt worden.Zementiert ist auch die Position von ZK-Sekretär Michail Gorbatschow als zweiter Mann der Hierarchie.Läßt diese Konsolidierung der Herrschaftsverhältnisse im Kreml für die Zukunft der Ost-West-Beziehungen hoffen? Vielleicht auf
Standardwerk, über eine faszinierende KunstrichtungDie Malerei des deutschen Expressionismus (1905-1923) hat bis heute ihre Faszination auf Künstler-Generationen nicht verloren. Dies zeigt sich deutlich etwa an der Malerei der sogenannten „Neuen Wilden", die bei ihrem heftigen, farbenintensiven Stil den Expressionisten ein schönes Stück abgeschaut haben.Was aber ist der Expressionismus? Kunstexperte Wolf-Dieter Dube, der den Text zum hier besprochenen Prachtband beigesteuert hat, meint: „Expressionismus ist begrifflich nicht bestimmbar, hat fließende Konturen. Was wir wissen ist nur,
Jassir Arafat ist ein einzigartiges politisches Stehaufmännchen. Und gewiß gibt es nicht viele, die noch vor Tagen darauf einen Groschen gesetzt hätten, daß es der Uberlebenskünstler par ex-cellence ein weiteres Mal schaffen würde, sich aus einer tödlichen Umklammerung zu lösen, in die ihn diesmal in Tripoli Syrer und PLO-Rebellen genommen haben.Doch der PLO-Chef dürfte allem Anschein nach auch den „Schwarzen November“ einigermaßen heil über stehen. Dazu haben nicht nur die „gemäßigten“ arabischen Staaten beigetragen, sondern indirekt auch die Israelis. Denn der
Als die multinationale Friedenstruppe vor einem Jahr in Beirut einrückte, um der Regierung in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land zu helfen, ihre Autorität wiederherzustellen, wurde sie von den Libanesen willkommen geheißen.Doch schon damals warnten Kenner der Situation: Wer sich im Sumpf der libanesischen Politik verstrickt, kommt nur schwerlich wieder heraus! Die Warner behielten recht.Vor drei Wochen zogen sich die Israelis aus dem Bergland des Schuf zurück, und seitdem bekriegen sich Drusen und Christen, um die Kontrolle über dieses von beiden Seiten beanspruchten Gebietes zu
(Katholisches Zentrum für Massenkommunikation, Saal des WIFI der Kammer der gewerblichen Wirtschaft) „Aspekte und Probleme heutiger Friedensdiskussion“ debattierte ein prominent besetztes Podium vor 600 Zuhörern, nachdem zwei Zeichentrickfilme zum Thema Krieg und Frieden als Einstieg in das Streitgespräch vorgeführt worden waren. Tatsächlich wurden in der Zwei-Stunden-Diskussion zahlreiche Aspekte angeschnitten, scheute man sich aber auch nicht, Probleme der österreichischen Friedensbewegung beim Namen zu nennen.Hildegard Goss-Mayr bemängelte, daß die Friedensbewegung noch zu wenig
Erwartet worden ist die Rücktrittsankündigung von Israels Premierminister Me-nachem Begin eigentlich schon seit längerem. Als sie am 28. August dann auch tatsächlich erfolgte, schlug die Nachricht dennoch wie eine Bombe ein. Und das Schlimmste für sein Kabinett: Diesmal schien er es wirklich ernst zu meinen, es schien kein Schachzug, keine Drohung, um die auseinanderdriftende Regierungskoalition noch einmal hinter sich zu vergattern. Um so mehr bestürmten Begin seine Ministerkollegen, doch nicht das Handtuch zu werfen. Geht Begin schließlich endgültig, werden Außenminister Schamir,
Wie viele Male in den letzten Jahren schon prophezeiten Nahost-Beobachter einen unmittelbar bevorstehenden Krieg zwischen Israel und Syrien? Tatsächlich hat es ja auch ununterbrochen Scharmützel zwischen den einander spinnefeind gegenüberstehenden Staaten gegeben, vergangenes Jahr auch einen regelrechten Schlagabtausch in der Luft, mit fatalen Folgen für die Syrer.Zum großen Krieg ist es aber seit 1973 nicht mehr gekommen — wohl darum, weil die Ahnung über militärische und politische Konsequenzen beide Seiten vor diesem Schritt letztlich zurückschrecken ließ.Diesmal indessen scheint
Eine Zeitlang war es nach seiner Entlassung aus der Internierung still um Polens legendär gewordenen Arbeiterführer Lech Walesa geworden. Schlagzeilen machte er allenfalls noch in Zusammenhang mit Versuchen des Warschauer Militärregimes, ihn zu diskreditieren.Doch Lech Walesa ließ sich nicht unterkriegen. Erst jüngst traf er sich mit Führern der im Untergrund agierenden unabhängigen Gewerkschaft „Solidarität“. Und in engem Kontakt mit s der Kirche sucht er weiter nach Auswegen aus der polnischen Pattsituation. Deshalb auch jüngst seine Aufforderung an das Jaruzelski- Regime,
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, dem Dritten Reich und dem Zweiten Weltkrieg erreicht gerade angesichts der diesjährigen Gedenktage (Hitlers Machtergreifung vor 50 Jahren; die Schlacht um Stalingrad vor 40 Jahren) neue Höhepunkte. Dementsprechend ist auch die Flut der Publikationen, die sich mit diesen Themen von allen möglichen Gesichtspunkten her beschäftigen.Wer in der Fülle der Spezialliteratur nach einer übersichtlichen Gesamtdarstellung sucht, dem sei der kürzlich im Bertelsmann- Verlag neu aufgelegte Bild/Text- band „Der Zweite Weltkrieg“ empfohlen. Hier
Die derzeitige Atomrüstung sdebatte, heißestes Eisen der im größeren Kontext zu sehenden Ost-West-Kon- frontation, scheint die Nord- Süd-Problematik in letzter Zeit etwas in den Hintergrund gerückt zu haben. Dabei lassen sich diese Konfliktfelder durchaus nicht so säuberlich voneinander trennen — im Gegenteil:Nicht nur wird der Ost- West-Konflikt von den Supermächten und ihren jeweiligen Lagern in die Dritte Welt hineingetragen, zunehmend wächst auch die Gefahr, daß Dritte-Welt-Kon- frontationen in die nördliche Hemisphäre hereinwirken, ja überschwappen könnten.Die Welt wächst
„Diese Waffen gefährden Israel und die Stabilität im gesamten Nahen Osten“, bezog sich US-Außenminister George Shultz vergangene Woche besorgt auf die unlängst von den Sowjets in Syrien stationierten SAM-5- Luftabwehrraketen. Und Pentagon-Chef Caspar Weinberger hackte nach, es scheine so, daß die Sowjets diese Waffen unter ihrer eigenen Kontrolle behalten wollten. Unter diesen Umständen erscheine Syrien als vorgeschobene Bastion der Sowjetunion im Nahen Osten.Wahrscheinlich rund 4500 sowjetische Militärspezialisten dürften sich derzeit in Syrien aufhalten. Sie haben die 300
Neue Biographie dokumentiert das Leben des KünstlersViel ist schon geschrieben worden über Vincent van Gogh, einen der bedeutendsten Künstler der letzten 100 Jahre. Doch unter der Flut der Veröffentlichungen findet sich kaum ein Werk, in dem versucht wurde, der Gesamtpersönlichkeit dieses außergewöhnlich faszinierenden und kreativen, wenngleich sehr sensiblen und „sonderbaren“ Menschen gerecht zu werden.Diese Lücke schließt nun die Biographie der beiden niederländischen Kunsthistoriker A. M. und Renilde Hammacher in geradezu vorbildlicher Weise. Mit großer Sachkenntnis haben sie
Das Phänomen Antiamerikanismus hat sich in Europa wieder ziemlich breitgemacht. Auch in Osterreich?Im Auftrag des OVP-na-hen Friedrich-Funder-Institutes führte eine Seminargruppe des Publizistik-Institutes der Wiener Universität im Sommersemester 1982 eine Fallstudie durch, bei der 396 Artikel aus zehn österreichischen Tages- und Wochenzeitungen auf pro- und antiamerikanische Argumente untersucht wurden.Das Ergebnis: Obwohl der Darlegung eines anti-amerikanischen Standpunktes in den Zeitungen relativ viel Raum gegeben wird, ist die Einstellung der" Zeitungen selbst zum überwiegenden
Eine Zeitschrift feierte Geburtstag. Und dieses Fest im Wiener Palais Palffy vergangene Woche ließen sich Schriftsteller aus Osteuropa ebensowenig entgehen wie österreichische Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst.,J?annonia”, das Magazin für europäische Zusammenarbeit, ist zehn Jahre alt geworden. Gegründet und geleitet von György Sebestyen, hergestellt von der Edition Roetzer in Eisenstadt, ist diese Zeitschrift zu einem Forum der Verständigung zwischen Ost und West geworden.Uber die künstlichen Grenzen hinweg werden hier geistige und künstlerische Verbindungen
Die Autoren: zwölf hervorragende Wissenschafter aus der englischsprachigen Welt. Das Thema: das Christentum und seine zweitausendjährige Geschichte. Das Werk: „Die Welt des Christentums”, eine gut lesbare, prachtvoll bebilderte Kulturgeschichte der christlichen Kirchen.Dies ist keine neue Kirchengeschichte, auch kein weiteres hochtheologisches Werk. Hier wird versucht, Antworten auf die Frage zu geben, wie sich das Christentum in den zweitausend Jahren seines Bestehens auf das Leben der Menschen ausgewirkt hat.So rückt denn in den zwölf Hauptkapiteln der religiöse Alltag des Volkes in
Seit Herbst 1973 streiten NATO und Warschauer Pakt bei den MBFR- Verhandlungen (MBFR = Mutual Bo-lanced Force Reduction) in Wien nun schon über den Abbau ihrer Streitkräfte in Mitteleuropa. Herausgekommen ist dabei so gut wie nichts.Ein Hauptproblem: Der Westen zählt auf östlicher Seite 150.000 Mann mehr und sieht dies als den wesentlichen destabilisierenden Faktor der militärischen Situation in Mitteleuropa.Nun versucht der Westen den toten Punkt bei diesen Truppenabbau-Gesprächen mit einem neuen Vertragsvorschlag zu überwinden. Der Kernpunkt dabei; Im Rahmen eines Vierphasen-Planes
Der derzeitige politische Trend in der Bundesrepublik Deutschland hat sich auch bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg am vorigen Sonntag bestätigf.Die CDU ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch — auch in Wähler-schichten.die bisher traditionell der Sozialdemokratie nahestanden; die SPD verliert eine Wahlschlacht nach der anderen.Davon abgesehen, stechen aus dem Hamburger Wahlergebnis vor allem zwei Dinge ins Auge: Daß die Freien Demokraten ins Bedeutungslose zu schrumpfen drohen und nunmehr die Grünen ihre ,JFunktion” als Zünglein an der Waage übernehmen.Wenn diese Veränderungen in
Argentinien, ein Land der Kontraste, ein Land, in dem Tradition und Fortschritt scheinbar prächtig miteinander harmonieren. Beispiel Buenos Aires: neoklassizistische Paläste neben modernsten Wolkenkratzern; Gesichter, die die Herkunft dieser Menschen aus aller Herren Länder verraten; modisch bewußt gekleidete junge Damen neben rustikalen Gauchos mit zerfurchten Haudegenmienen.Dann das Hinterland, die Pampa: endlose Weideflächen, auf denen sich riesige Rinder- und Schaf-' herden tummeln; gigantische Kornfelder. Verschneite Andengipfel im Westen des Landes, mondähnliche Gegenden im Norden,
Den beiden Hamburger Publizisten Frank Grube und Gerhard Richter ist mit ihrer jüngsten Veröffentlichung ein weiterer Meisterwurf geglückt. Nach den USA porträtieren sie in der Reihe der Merian-Bücher nun ihre eigene Heimat in einem repräsentativen, wenngleich etwas kostspieligen Bild/Textband: die Bundesrepublik Deutschland.Beschrieben werden in diesem großformatigen Werk nicht nur die Menschen, Landschaften und Städte der Bundesrepublik, sondern ebenso die Geschichte Deutschlands sowie die politische und wirtschaftliche Gegenwart.Das Autorenregister liest sich wie ein „Who is
Antike, Meer, Land, Gegenwart. Man wundert sich: Genügen diese vier Gesichtspunkte, um ein Land in einem Buch vorstellen zu können? Und dann blättert man in dem großformatigen Bild-Text- Band „Land der Griechen“, liest die Einführungstexte zu eben diesen vier Kapiteln, und allę Zweifel sind verflogen.Zwei echte Experten haben an diesem Buch gewerkt: Einmal der Fotograf Michael Ruetz.Fast jede seiner Aufnahmen erzählt ihre eigene Geschichte. Dabei stößt man immer wieder auf Fotos, die das Land und seine Bewohner im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen
Der Prachtbände gibt es etliche in diesem Bücherherbst. Dieser eine aber zählt ganz gewiß zu den prachtvollsten unter ihnen: der vorige Woche beim Styria-Verlag in der Reihe „Edition Kaleidoskop“ erschienene Bild- und Textband über das „festliche Leben und Treiben in den Zeiten“.Die Autorin Renate Wagner, die das Buch auf Anregung von Hans Weigel schrieb — glänzend schrieb, das sei gleich vorweggenommen —, durchstöberte 800 Jahre österreichischer Geschichte und fand 21 Feste, die sie in ihr Buch aufnahm.Das sind die Eckpunkte, die sie dabei setzte: der Reichstag zu
Die niederösterreichische Presselandschaft ist in Bewegung geraten. Ohne viel Aufsehen zu erregen, hat der traditionsreiche Kremser Faber- Verlag, bislang dem national-liberalen Lager zugerechnet, die Eigentümer gewechselt. Wer diese neuen Besitzer sind, steht für die Öffentlichkeit Niederösterreichs allerdings noch in den Sternen.Hingegen weiß man sehr wohl, wer hinter den Kulissen gewerkt hat, wer eine Gruppe anonymer Geldgeber zusammengetrommelt hat, um dem zuletzt maroden Kremser Unternehmen, das 16 regionale Wochenzeitungen herausgibt, unter die Arme zu greifen:
„Blue Danube Radio", englischsprachiger Sender für die internationale Gemeinschaft in Wien (siehe auch Seite 5), hat sich für sein Sonntagnachmittagprogramm etwas Spezielles einfallen lassen. Zwischen 13 und 14 Uhr wird dort die „Punch-Line" ausgestrahlt - ein ganz besonderer Leckerbissen für die Freunde des angelsächsischen, aber auch französischen Wortwitzes. Da präsentiert etwa der bekannte Schauspieler Woody Allen den jüdischen Intellektuellen aus New York von seiner witzigsten Seite, oder gibt Peter Ustinov Musterbeispiele für den (englischen) schwarzen Humor.
„Im Namen Gottes des Allmächtigen", beginnt die Präambel der schweizerischen Bundesverfassung - zumindest jetzt noch. Denn sollte sich die Mehrheit des Schweizer Volkes' und der Stände in einer Volksabstimmung am 2. März auf die Seite einer Bürgerinitiative schlagen, die die „vollständige Trennung von Kirche und Staat" fordert, würde diese Präambel wohl gestrichen. Und die Kirche in der Schweiz müßte damit dorthin verwiesen werden, wo sie dielnitian-ten dieser Volksabstimmung haben wollen: in ein privatrechtliches Getto.Allerdings: Echte Erfolgschancen werden der
Die Polizei Guatemalas machte kurzen Prozeß, obwohl sie damit rechnen mußte, daß ihr Eingreifen ein Blutbad anrichten würde: In der Nacht zum 1. Februar stürmte sie die spanische Botschaft in Guatemala City, die 32 Bauern aus dem Norden dieses mittelamerikanischen Staates besetzt gehalten hatten. Die Bot-schaftsbesetzer wollten mit ihrer Aktion die Weltöffentlichkeit auf das zunehmend größer werdende Elend der Bauern aufmerksam machen.Am Ende der Polizeiaktion waren 39 Tote zu beklagen; 32 Bauern, zwei hohe guatemaltekische Politiker und fünf Botschaftsangehörige. Nach Darstellung
Es begann an einem Wintersonntag in der schweizerischen Stadt Lausanne: Der französische Romancier Bernard Clavel lernte den „Mann, der die Kinder rettet“ kennen, genauer gesagt den Gründer der Hilfsorganisation, „Terre des hommes“. Dieser Mann, der mit seiner Organisation unzähligen Kindern in aller Welt in schwerster Not beigesprungen ist, verabscheut Personenkult. In dem Buch, das Bernard Clavel über ihn, seine Organisation und ihre Arbeit geschrieben hat, wird er deswegen nur „Bruder Schatten“ genannt.Hauptziele von „Terre des hommes“ sind: „Jegliches Leiden zu
In seinem Bemühen, auch jenen Fernsehkonsumenten, die die „Zeit im Bild“ nicht sehen wollen, etwas Attraktives vorzusetzen, hat der ORF die Antike entdeckt. Am Freitag um 19.30 Uhr werden -alternierend mit der Filmfreunde-Sendung „Trailer“-inFS 2 die Serien „Odyssee“ und „Äneis“ wiederholt. Ab August kommt dann die neue Serie „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ ins Programm. Die Claudius-Serie über den Sittenverfall im alten Rom hat sogar recht hohes Niveau und lief anderswo mit einigem Erfolg. Doch hätte der Einkäufer der Serie alle Folgen gesehen, dann hätte er sie
Das Osteuropa-Magazin „Drüben“ des Hörfunks würde noch mehr Beachtung verdienen. Ein Magazin im wahrsten Sinne des Wortes, das über Probleme aller Art aus allen osteuropäischen Staaten berichtet, informiert und es gleichzeitig an dem Schuß Heiterkeit nicht fehlen läßt, der nun einmal zu einem Magazin dazugehört. Einige Probleme in den kommunistischen Staaten sind nun einmal gar nicht so verschieden von denen in westlichen Demokratien, und wir brauchen einen Vergleich ja wirklich nicht zu scheuen, wenn wir uns ansehen, wie die „drüben“ mit gesellschaftspolitischen