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Begin will gehen

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Erwartet worden ist die Rücktrittsankündigung von Israels Premierminister Me-nachem Begin eigentlich schon seit längerem. Als sie am 28. August dann auch tatsächlich erfolgte, schlug die Nachricht dennoch wie eine Bombe ein. Und das Schlimmste für sein Kabinett: Diesmal schien er es wirklich ernst zu meinen, es schien kein Schachzug, keine Drohung, um die auseinanderdriftende Regierungskoalition noch einmal hinter sich zu vergattern. Um so mehr bestürmten Begin seine Ministerkollegen, doch nicht das Handtuch zu werfen. Geht Begin schließlich endgültig, werden Außenminister Schamir, Vizepremier Levy und Finanzminister Aridor als aussichtsreichste Kandidaten für die Nachfolge des seit 1977 amtierenden Regierungschefs genannt. Möglich wären aber auch Neuwahlen.

Polen: Es rumort Polen näherte sich dem 31. August, dem dritten Jahrestag der Unterzeichnung der Danziger Abkommen, und die Spannung im Lande wuchs. Das Warschauer Regime startete eine großangelegte Propaganda-Kampagne, deren Ziel es war, die verbotene unabhängige Gewerkschaft „Solidarität" und deren Leitfiguren — allen voran Lech Walesa — zu diskreditieren. Besonders zugute kam ihm dabei das Auftauchen des Krakauer Solidaritäts-Führers Wladislaw Hardek und dessen Auftritt im Fernsehen, in dem er unter anderem seine im Untergrund agierenden Gewerkschaftskollegen aufforderte, ihre Aktivitäten einzustellen. Hardek, so die Behörden, habe sich freiwillig gestellt. Daran zweifeln freilich nicht nur die engsten Bekannten des Gewerkschafters.

Nächster Schauplatz der Auseinandersetzung war am 26. August Danzig, wo sich Vizepremier Rakowski und Walesa in die Haare gerieten. Rakowski wollte bei einem Auftritt in der Danziger Lenin-Werft für den Kurs Jaruzelskis werben, die Frontstellung der dortigen Arbeiterschaft gegen die Regierungspolitik durchbrechen und Walesa unglaubwürdig machen. Was ihm gründlich mißlungen sein soll...

Frühling in Chile „Chile steht vor einem politischen Frühling", jubelte der Chef der chilenischen Christdemokraten, Valdės, als am 28. August der seit zehn Jahren herrschende Ausnahmezustand zu Ende ging. Tatsächlich haben die seit Monaten andauernden landesweiten Proteste das Regime General Pinochets derart in Bedrängnis gebracht, daß' es nun konkrete Schritte auf eine politische Öffnung unternehmen mußte: Die Chilenen erhalten einige Bürgerrechte wie Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Information zurück, in Kürze sollen die Parteien legalisiert werden und das Datum für Parlamentswahlen bekanntgegeben werden. Außerdem sollen die Exil-Chilenen heimkehren dürfen.

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