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K. u. K. Moderne

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Im damals österreichischen Triest 1861 als Sohn deutscher, aber im Lauf der Zeit vollkommen italianisierter Eltern geboren, begann Hector Aron Schmitz als Neunzehnjähriger Theaterstücke zu schreiben. Nach 1892 verwendete er das Pseudonym „Italo Svevo". Damit hatte der alte Vielvölkerstaat einen Schriftsteller italienischer Sprache. Nach Zusammenbruch der Habsburgermonarchie erlangte er Weltruhm.

Italo Svevo stand an einer Zeitenwende. Der Sprengstoff, welcher die Donaumonarchie zerreißen würde, war bereits gelegt und wartete nur noch der Zündung. In der besonderen Atmosphäre der Handelsstadt Triest der Jahrhundertwende ging Svevo langsam und bedächtig an die Zerstörung des „Großen Stils", an die Entwicklung einer neuen Form.

Wie für Musil, Joyce und für andere Wegbereiter der Moderne existierte das Leben auch für Svevo nicht mehr in der Totalität, sondern nur ein Molekül, in kleinsten Einheiten. Die Beschreibung des Details wird immer wichtiger; die Summe der genauen Berichte über Kleinstes und Unwesentlichstes sollte in Summe die Gesamtheit einer persönlichen Welt ergeben.

Wie Joyce und Musil wird auch Italo Svevo viel gelobt, aber wenig gelesen. So bleibt nun zu hoffen, daß der vorliegende erste Teil seiner Erzählungen - der erste Band der Gesammelten Werke - zu einem tieferen Verständnis seiner Prosa verhelfen wird.

DIE ERZÄHLUNGEN. Erster Teü. Von Italo Svevo. Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Rowohlt-Verlag, Reinbek 1983. 292 Seiten, geb., öS 364,80.

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