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Kabelkrieg

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Der Chef der kleinen, aber wichtigen Republikanischen Partei Italiens (PRI) wirft Postminister Gioia vor, er habe eigenmächtig, ohne die das Kabinett stützenden Parteien, ja ohne alle Kollegen im Ministerrat zu befragen, ein Dekret zur Aufhebung der 16 bestehenden privaten Kabel-Fernsehstationen erlassen. Dies verstoße gegen die in der Verfassung verankerten Grundrechte.

Ministerpräsident Andreotti steht nun vor dem Dilemma, seinen umstrittenen Postminister fallen zu lassen, um auf diese Weise sein Kabinett noch ein paar Tage oder Wochen länger über Wasser zu halten, oder die Regierungskrise noch vor Beginn des chrdstdemokratischen Parteikongresses, der am 6. Juni beginnen soll, zu riskieren. Gerne hätte sich Andreotti diesem Kongreß als amtierender Ministerpräsident vorgestellt, vielleicht hätten sich die Delegierten im Verlauf der viertägigen Parteiversammlung sogar für die Beibehaltung des bestehenden Zentrumskurses (Zusammenarbeit der Democrazia Cristiana mit Sozialdemokraten, Republikanern und Liberalen) ausgesprochen oder seine Neuauflage mit etwas anderer Besetzung (ohne Postminister Gioia) beschlossen. Solche Ambitionen stoßen jedoch auf nicht geringen Widerstand bei Senatspräsident Fanfani, der sowohl hinter Gioia als auch hinter Bernabei, dem Generaldirektor der RAI (Radiotelevisione Itali-ana), steht. Vielleicht hat Gioia lediglich auf Druck Bernabeis und Fanfanis seine Unterschrift unter das Anti-Privatsender-Dekret gesetzt. Läßt Andreotti den Postminister fallen, so wird sich Fanfani mit den Seinen, den sogenannten Fan-faniani, der zweitmächtigsten Strömung innerhalb der Democrazia Cristiana, kaum mehr hinter ihn stellen.

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