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Kavalierspiel

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Im Rahmen, der einem Ereignis zukommt — die Minister Sinowatz und Frühbaiuer sowie zahlreiche Prominenz hatten sich eingefunden — wurde die diesjährige, dreizehnte Spielzeit des „Ensemble Porcia“ in Spittal/Drau eröffnet, wobei sogleich betont sei, daß mit der Wiederaufnahme der vor neun Jahren aufgeführten Komödie „Der Kavalier vom Mirakel“ von Lope de Vega der Anfang schon den Erfolg bedeutete; was da in einem stürmischen Ablauf dem Publikum angeboten wurde mit Federhut und Degen und wahrhaft komödiantischer Einfühlung in Wort und Geste, kam überzeugend, dem fröhlichen Lachen anvertraut und den' Schiußapplaüs in sich tragend.

„Der Kavalier vom Mirakel“, dem H. C. Artman einen fließenden, gut pointierten und wortstarken Text eingegeben hat, ist ein zuhöchst dankbares Stück; da „passiert was“ im Verlauf einer Handlung, die den Schein vor das Sein, vor die Moral die Gaunerei setzt, der sich der Kavalier Don Luzman zugeneigt fühlt: er liebt und täuscht drauf los, heimst Küsse ein und solidere Werte und steht dann doch zuletzt da, ein geprellter Schelm, den man bis aufs Hemd auszog und dem „die Dame vom Haus“ zuletzt ,die Schale des Zornes“ übers Haupt gießt. Der Weg zu solchem Abschluß ist weit, ohne sich zu ziehen. Drollige Episoden säumen ihn, Hüte werden geschwenkt, Degen und Dolche gezückt und vor den Augen der staunenden Dame in eine Aktion gesetzt, die wie so vieles Trug bedeutet.

Das alles — durch Herbert Wochinz' Regie — sinn- und effektvoll verwirklicht und in jenes Spiel gebracht, dem die Präzision alles bedeutet, während das Wort in der einen oder anderen Minute an den Rand der Deutlichkeit gedrängt erscheint, weil nicht jeder der Rasanz gewachsen ist. Der Don Luzman (Herbert Kucera) war's im besten Sinne, und da er an unaufdringlicher Geste und sicherem Gehaben noch einiges hinzufügte, blieb er — unter den Vornehmen — die überragende Erscheinung,.-während es beim helfenden Personal der Typen drei waren, denen Bestes nachzusagen ist: Horst Eder, der dem Spruch das stumme Spiel der Komik als Lombardo anfügte, Alexander Grill, der den Tristan mit vitaler Derbheit zeichnete, und Albert Tisal als Camino, der sich feist und leichtgläubig der Rolle unterzog. Den übrigen männlichen Mitwirkenden sei gutes, verläßliches Mittun ins Rollenhaben geschrieben. Ganz reizend mit ihren Ausbrüchen Ulli Fessl als Octavia, amüsant Gunda König als Beatriz, reizvoll zu schauen Angelica Schütz als Isabelle. Die Ausstattung durch Matthias Kral) — wesentlicher Bestandteil des Gelingens. Das Publikum jubelte. Kann man mehr verlangen?

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