Teilzeit und Familienzeit

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Die Teilzeitdebatte müsste anhand von Lebensphasen differenzieren: Das würde den unterschiedlichen Lebenssituationen gerecht werden.

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Die Teilzeitdebatte müsste anhand von Lebensphasen differenzieren: Das würde den unterschiedlichen Lebenssituationen gerecht werden.

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Ein Kreis schließt sich: In der vergangenen Kolumne habe ich zu Arbeitsmarktfragen „quergeschrieben“; in meiner ersten FURCHE-Kolumne vor acht Jahren habe ich die Bedeutung der Familienzeit angesprochen. Beides kulminiert in der aktuellen Teilzeitdebatte: Es ist zu akzeptieren, dass Unternehmen Arbeitskräfte mobilisieren wollen – und dass Frauenpolitik Teilzeitbeschäftigung zurückdrängen will; es ist aber nicht verständlich, warum nicht darüber gesprochen wird, wie wichtig es ist, in einer Familie Zeit füreinander zu haben. Dies wird erst erkannt, wenn Eltern mit Enkelkindern nachholen wollen, was sie mit ihren Kindern versäumt haben; wenn Erwachsene das Scheitern ihrer Beziehung reflektieren; oder wenn sich Kinder von den Eltern am Ende des Lebens verabschieden müssen.

Teilzeit ermöglicht Familienzeit. Daher würde eine anhand von Lebensphasen differenzierende Teilzeitdebatte den biografisch unterschiedlichen Lebenssituationen gerecht werden und gesamtgesellschaftlichen Nutzen stiften: Teilzeitbeschäftigung in einer familienintensiven Phase darf nicht mit Teilzeit in anderen Lebensphasen gleichgesetzt werden. Wer alles über denselben Kamm schert, wird der Lebensrealität der Menschen nicht gerecht! Haben wir das Recht dazu, Menschen mit Mitteln der Sozialpolitik in eine Richtung zu drängen, die weder ihren subjektiven Wünschen noch objektivem Bedarf entspricht? Ich meine, dass es Aufgabe der Unternehmen ist, Menschen ein ihren Wünschen adäquates Arbeitsangebot zu machen, das auch Teilzeit positiv sieht: Sie ist in bestimmten Lebensphasen ein Beitrag zum Gelingen von Familien; ihre Förderung ist auch soziale Verantwortung von Unternehmen! Ich danke für acht Jahre Möglichkeit, „Klartext“ zu schreiben – und freue mich, der FURCHE auch weiterhin verbunden bleiben zu können!

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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