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Konjunkturpolitik am Wendepunkt?

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Die konjunkturelle Lage Österreichs hat sich im Verlauf der ersten Monate dieses Jahres deutlich verschlechtert. Die im Vorjahr getroffenen Maßnahmen zur Zahlungsbilanzverbesserung führten zu einer starken Drosselung der Inlandsnachfrage, doch war der Nachfrageausfall stärker als erwartet, so daß der private Konsum im ersten Quartal 1978 real um siebeneinhalb Prozent unter das Niveau des Vergleichszeitraumes des Vorjahres sank. Dies spiegelt sich auch in der verschlechterten Kapazitätsauslastung und den schwachen Produktionswerten der Industrie wider.

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Die konjunkturelle Lage Österreichs hat sich im Verlauf der ersten Monate dieses Jahres deutlich verschlechtert. Die im Vorjahr getroffenen Maßnahmen zur Zahlungsbilanzverbesserung führten zu einer starken Drosselung der Inlandsnachfrage, doch war der Nachfrageausfall stärker als erwartet, so daß der private Konsum im ersten Quartal 1978 real um siebeneinhalb Prozent unter das Niveau des Vergleichszeitraumes des Vorjahres sank. Dies spiegelt sich auch in der verschlechterten Kapazitätsauslastung und den schwachen Produktionswerten der Industrie wider.

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Im ersten Halbjahr 1978 war nicht klar ersichtlich, ob die zuständigen Stellen eher auf die Bremse steigen wollten (um die schlechte Leistungsbilanz zu sanieren) oder aber eher Gas geben wollten (z. B. Zinsstützungsprogramme für produktive, die Zahlungsbilanz positiv beeinflussende Investitionen); der kurz aufeinander folgende Wechsel zwischen restriktiven und expansiven Maßnahmen zeigt deutlich das Dilemma auf, in dem sich aufgrund der unsicheren Lage die österreichische Konjunkturpolitik befindet. Nun stellt die Girozentrale in ihrem jüngsten Konjunkturbericht fest, daß das Zusammenwirken von Geld-, Budget- und Einkommenspolitik wieder „expansionslastig” geworden ist; daß also ein Übergang von der eher restriktiven zu einer auf Expansion ausgerichteten Politik zu erkennen sei.

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, daß die Wirtschaftspolitik heute mehr als je zuvor vor der schwierigen und verantwortungsvollen Aufgabe steht, einen Weg zu finden, der expansiv genug wirkt, daß das Beschäftigungsproblem nicht mehr in eine Spirale nach unten entgleitet, aber auch mäßig genug, daß die Verschuldung mittelfristig soweit unter Kontrolle bleibt, daß nicht am Ende-aufgezwungen und sicher viel schmerzhafter - ein Anpassungsprozeß mit all den bekannten negativen Auswirkungen auf Beschäftigung, Einkommen und Wechselkurs steht.

Auch muß man sich darüber im klaren sein, daß Österreich einige Jahre langsamer wachsen muß als seine wichtigsten Handelspartner, wenn das Zahlungsbilanzdefizit auch nur um den Teil saniert werden soll, der aufgrund des zu raschen Einkommenswachstums der letzten Jahre (dem keine entsprechende Leistungssteigerung gegenüberstand) eingetreten ist. Die anhaltende internationale Konjunkturschwäche droht uns nun ein zweites Mal einen Strich durch die Rechnung zu machen, da die geringeren Wachstumsraten unserer Handelspartner die notwendige Zahlungsbilanzsanierung erschweren.

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