Die Menschen, die sich an den vier langen Einkaufssamstagen vor Weihnachten in den Geschäften drängen, kaufen durchaus nicht nur Geschenke für das kommende Fest ein. Ich kenne viele, die an diesen vier Tagen einfach nachholen, woran ihnen die unsinnigen und restriktiven Öffnungszeiten das ganze Jahr über die Lust nehmen.
Diese Beobachtung mag als Rechtfertigung dienen, das leidige Thema Ladenschluß hier und jetzt nochmals anzuschneiden.
Trotz eines gegenteiligen Ergebnisses einer Umfrage (über deren Methodik man zumindest streiten könnte), kann ich einfach nicht glauben, daß die Bürger dieses
Landes mit den ihnen und den Geschäften amtlich dekretierten Öffnungszeiten zufrieden sind. All meine persönliche Erfahrung spricht dagegen.
Ich kann weiters nicht daran glauben, daß es unserer hochorganisierten Industriegesellschaft nicht möglich sein sollte, eine für die Konsumenten bessere Lösung ohne wirkliche Nachteile für die Handelsangestellten und Geschäftsleute zu finden.
Es soU hier nicht noch einmal alles Pro und Kontra der Frage wiederholt und gegeneinander abgewogen werden. Ich möchte nur zwei Aspekte des Themas anführen, die in den letzten Monaten für Schlagzeilen sorgten - wenn auch in einem anderen Zusammenhang: den Vorwurf, daß der Handel in Österreich höhere Spannen aufschlägt als im Ausland; und die berechtigte Klage der Handelsangestellten über ihre unterdurchschnittliche Entlohnung.
Beides könnte nämlich durchaus mit den unsinnigen Öffnungszeiten zusammenhängen. Da sich der größte Teil der, Öffnungszeit der Geschäfte mit der Arbeitszeit in den Betrieben und Büros überschneidet, konzentriert sich der Umsatz auf wenige Stunden.
Das Ergebnis davon ist die bekannt schlechte Auslastung während der übrigen Zeit, die sich ganz einfach im Preis niederschlagen muß. Die solcherart erzwungene geringere Produktivität eines österreichischen Verkäufers schlägt sich aber nicht nur in der Handelsspanne, sondern auch in seinem Gehalt nieder.
Würde man die Produktivität durch besser an die Kunden angepaßte Öffnungszeiten steigern, könnte man dem Verkaufspersonal auch höhere Gehälter zahlen. Ohne Belastung für den Preis der von ihm verkauften Waren!
Streßfreier Einkauf ist eine Frage der Lebensqualität von Millionen erwachsener Österreicher. Eine Frage des Flairs und der Internationalität unserer Städte. Und die Frage, warum just bei uns unmöglich sein sollte, was auf der ganzen Welt die Regel ist.
