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Leere Farmerkassen

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Kanadas Landwirten ging es kaum jemals besser. Ihr Jahreseinkommen stieg im Schnitt im Vorjahr um 43 Prozent. Die Exporte der kanadischen Landwirtschaft erreichten 1972 die Höhe von 2.135,000.000 Dollar — um 7,7 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 1971. Dazu kommt ein Ansteigen der kanadischen Lebensmittelpreise, die bis zum September neuerlich eine Erhöhung erfahren werden; die Schätzungen reichen von 6 bis 8 Prozent.

Doch steigende Lebensmittelpreise sind ein weltweites Phänomen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Schlechte Ernten in Indien, China, Korea, Indonesien und der UdSSR gehören dazu; ebenso eine Dürre in den Weizengebieten Australiens und schlechte Reis- und Kornernten in Thailand. Ein „shift“ in den Ozeanströmungen bei der Küste Südamerikas führte zu stark reduzierten Fischbeuten. Europas Hühnerzüchter waren gezwungen, statt Fischmehl Sojabohnen als Futter zu verwenden — obwohl diese, als Folge der allgemeinen Getreideknappheit, bereits unter Preisdruck waren.

Kaltes und feuchtes Wetter in den USA reduzierte viele Ernten; die Traubenproduktion erreichte kaum die Hälfte der durchschnittlichen Ernte. Die starke Erhöhung der Fleischpreise wird darauf zurückgeführt, daß der Rindfleischkonsum in Nordamerika innerhalb der letzten 15 Jahre eine Verdopplung erfuhr.

Niedere Lebensmittelpreise während der letzten 20 Jahre hätten die Konsumenten verwöhnt, bshauptet Kanadas Landwirtschaftsminister Eugene Whelan. Trotz der Preiserhöhungen aber — so Whelan — seit der kanadische Konsument immer noch in einer beneidenswerten Lage. Er zahle weniger für Lebensmittel und verdiene mehr als Engländer, Japaner und Russen. Ein Korb mit Lebensmitteln koste in Kanada und in England 21 Dollar, in der UdSSR 27 Dollar und in Japan 29 Dollar.

Anderseits aber verdiene beispielsweise ein Bankangestellter im

Durchschnitt in Kanada wöchentlich 152 Dollar, in England 88 Dollar, in Japan 51 Dollar und in der UdSSR 21 Dollar. Auch ein Sprecher des kanadischen Lebensmittelhandels wies auf die günstige Lage der Konsumenten im „Land der schwarzen Bären“ hin. Heute entfallen bioß 12 Cents des kanadischen „Consu-mer-Dollar“ auf Nahrungsmittel — verglichen mit 18 Cents im Jahre 1955 und 23 Cents im Jahre 1947.

Landwirtschaftsminister Whelan meinte dazu: „Der Kanadier kann heute mit einem Stundenlohn mehr Rindfleisch, mehr Brot, mehr Früchte und Gemüse und mehr Milchprodukte kaufen als vor 20 20 Jahren.“

Kanadas Hausfrauen, die von Woche zu Woche ein rapides Klettern der Lebensmittelpreise feststellen müssen, sind von solchen Worten allerdings kaum beeindruckt...

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