6826417-1974_14_08.jpg
Digital In Arbeit

Wie ein Stinktier

Werbung
Werbung
Werbung

Trotz steigender Lebensmittelpreise geben Kanadier, im Schnitt, nur 17 Prozent des Einkommens für die Verpflegung aus, berichtet Landwirtschaftsminister Eugene Whelan. Tüchtige Landwirte, mechanisierte Farmen und genügend Land, Wasser und Energie ermöglichen eine immer größere Produktion und sichern den Konsumenten die preisgünstigsten Lebensmittel.

Kanada exportiert 60 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte, die von Äpfeln bis zum Weizen reichen. Gleichzeitig steigt der Inlandskonsum. Verzehrten Kanadier vor einer Dekade pro Kopf 70 Pund Rindfleisch im Jahr, so sind es jetzt über 92 Pfund. Im gleichen Zeitraum stieg der Konsum von Schweinefleisch von 50 auf über 60 Pfund, jener von Hühnerfleisch von kaum 20 Pfund auf 35 Pfund.

1973 kletterte das Nettoeinkommen von Kanadas Farmern um 82 Prozent höher. Der seit vielen Jahren vorherrschende industrielle Boom, der zu relativ hohen Löhnen führte, hatte die Landflucht vieler Farmer zur Folge. Die höheren Lebensmittelpreise sollten diesem Trend ein Ende bereiten.-

Obwohl die Zahl der Farmen im „Land der schwarzen Bären“ auf 366.000 gesunken ist — vor acht Jahren waren es noch über 430.000 — könnte Kanada (Bevölkerung: 22,000.000) unschwer 50,000.000 Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen.

Lange galten Kanadas Farmer als „Aschenbrödel“ des Booms. Gemäß den Angaben von Statistics Canada verkauften weniger als ein Drittel der Farmer im letzten Berichtsjahr Produkte im Werte von mehr als 10.000 Dollar. Dabei arbeiten viele Farmer 4000 Stunden im Jahr, das sind 77 Stunden in der Woche.

Landwirtschaftsminister Whelan — Sproß einer Earmerfamilie aus dem südlichen Ontario — ist der Ansicht, daß nur angemessene Lebensmittelpreise die Landflucht der Farmer beenden könnten: „Die Farmereinkommen in Kanada waren viel zu lang viel zu gering.“

Erwähnt dies der urwüchsige Landwirtschaftsminister während seiner Reden in den Städten, so pflegt er hinzuzufügen, daß die Kanadier einen geringeren Teil ihrer Einkommen für Lebensmittel ausgeben als die Konsumenten aller anderen Länder. Diese Mitteilung verfehlt nie ihre Wirkung. Der Minister meint dazu: „Ich bin dann bei den Zuhörern so populär wie ein Stinktier bei einem Gartenfest.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung