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Liebe im Spukkabinett

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(Salzburger Festspiele: „Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach) Er hat wieder einmal seinen Uberraschungs- und Tricksack ausgeleert. Er zeigt, wieviele Bücher er gelesen hat und was er an Zusammenhängen in seinen blitzgescheiten Analysen entdeckte: Jean Pierre Ponnelle, der dekorationsverliebte Tausendsassa unter Europas Starregisseuren, inszenierte und stattete für die Salzburger Festspiele im Großen Haus die Eröffnungspremiere aus.

Ponnelle hat sich selbst übertroffen. Das Viele-Millionen-Spekta-kel schlägt das meiste, was Ponnelle bisher inszeniert hat. Ein Rekord der Einfälle. Mehr Technik kann man nicht entfesseln, dicker kann man nicht auftragen, mehr an Dekorationen nicht auf die Riesenbühne räumen, oberflächlicher Effekte nicht auskosten.

„Hoffmanns Erzählungen" - die Bilanz tragischer Liebschaften in einem Spukkabinett. Ponnelle bemüht sich zwar redlich, aus den verschiedenen Hoffmann-Fassungen Choudens und Oesers eine logisch klare Neufassung zu erarbeiten. Aber was dabei herauskam, läßt sich nicht einmal mit der kritisch durchdachten Wiener Volksopernfassung vergleichen. Zuletzt ist es doch nur eine Mischung aus Gusto-stückerln und Zuckerln aller Art, die da bombastisch aufgeputzt und verpackt wurden.

Aber auch musikalisch ist dieser Hoffmann eine halbe Sache. James Levine ist natürlich ein feinnerviger Musiker. Offenbachs Nummern glühen und leuchten. Aber das Spritzige vieler Anspielungen, etwa auf Mozarts Don Giovanni, das Pa-rodistische wirkt trocken.

Die Besetzung bleibt eine Menge schuldig. Mit Ausnahme von Placido Domingo in der Titelpartie eine Menge Enttäuschungen. Edda Moser ist zwar mit leidenschaftlichem

Einsatz dabei, läßt aber in den drei Frauenpartien stimmlich zuviele Wünsche offen. Jose van Dam fehlt es an Dämonie für die teuflischen Männerpartien. Für einen glanzvollen Festspielstart war es doch etwas zu wenig.

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