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Luftkämpfe

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Zur Zeit kann man in München beliebig von den deutschen auf die österreichischen Fernseh-Kanäle umschalten, und man hat überall in den Nachrichten-Sendungen Luftkämpfe drauf. Bei Euch geht es immer noch um die alten Draken, bei uns geht es wieder einmal um die Tiefflieger.

Mehrere Abstürze von Uberschalljägern unserer NATO-Verbündeten bei Tiefflugübungen, darunter einige knapp vor Atomkraftwerken, haben die Bevölkerung noch mehr beunruhigt als zuvor schon die Lärmbelästigung verärgert.

Nun sind zwar die meisten Bürger für die Landesverteidigung, aber die wenigsten sind dafür, den Krieg schon im Frieden übungshalber fast perfekt zu simulieren.

Es sind auch alle Bundesländer für Landesverteidigung im Tiefflug. Die einzige kleine Differenz besteht nur darin, daß jedes Land sagt: „a — aber nicht vor unserer Haustüre. Da ist zufällig der ungeeignetste Platz.“ Die hochfliegenden Pläne unserer tieffliegenden Militärexperten sehen aber nicht vor, daß man die topographische Orientierung etwa für die besiedelte Hügellandschaft Niederbayerns auch über den Wäldern Alaskas oder den Eisbergen Grönlands einüben könnte.

Im Prinzip ist das österreichische Problem mit den Draken ähnlich gelagert. Fast alle sind für eine wenigstens symbolische Verteidigung des Luftraums. Aber kein Bundesland will die A b-fangjäger stationiert haben.

Politisch am leichtesten durchzusetzen wäre wohl die Lösung, daß jedes Bundesland zwei Draken erhält: einen fürs Militär und einen für den Landeshauptmann zu Wahlkampf-, Repräsenta-tions- und sonstigen Imponierzwecken.

Wenn man vermeiden will, daß die Steiermark den Sem-mering noch bis zur Draken-Flughöhe ganz zumauert, wäre die letzte Alternative, die Draken gleich in Schweden zu lassen. Das hätte zwar militärisch den Nachteil, daß die Piloten der Abfangjäger nicht wissen, wie Österreich von oben ausschaut, wo es beim Uberschallflug anfängt und wo es aufhört.

Aber politisch und diplomatisch wäre dies die Chance zu unglaublich starken Drohgebärden. In allen schwierigen Verhandlungen könnte Wien drohen: „Gleich holen wir unsere Draken her!“

Der einzige Nachteil dabei wäre rein bürokratischer Natur. Alle geplanten Verletzungen der österreichischen Lufthoheit müßten dann eben mindestens zwei Wochen vorher schriftlich mit drei Durchschlägen angemeldet werden, damit rechtzeitig ein Austro-Draken aus Schweden angefordert werden kann — zum Aufschreiben der Nummer des Aggressors.

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