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Mauthe posthum

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Als Rundfunk- und Fernsehautor, als Romancier und kritischer Journalist, ja sogar als Wiener Stadtrat und Redner im Gemeinderat erwies sich Jörg Mauthe stilistisch stets als Essayist. Sein Sar-kasmus war optimistisch und sein Optimismus sarkastisch pointiert. Daher ist die von David Axmänn geleistete, posthume Sammlung „Der Weltuntergang zu Wien/und wie man ihn überlebt“ echt Mauthe.

Er prophezeit die Katastrophe und gibt gute Ratschläge zu ihrer Verhinderung. Es sind überdies, wie man auf dem Titelblatt lesen kann, „Austriakische Einsichten in zukünftige Aussichten“, und auch das ist typisch für den Querdenker Mauthe. Als promovierter Kunsthistoriker hielt er Politik für ein hochgradig ästhetisches Problem. „Die neue Revolution: Freiheit, Schönheit.Bürokratielosigkeit“, heißt ein Kapitel, ein anderes „ Schönheitsmanifest“.

Das Buch enthält auch Gemeinderatsreden, zum Beispiel „Der Weltgeist weht durch den Votiv-park“, und man kann sich vorstellen, wie schwer sich Gegner und Mitglieder seiner Fraktion taten, wenn dieser Kunstliebhaber als Wien-Liebhaber das Ästhetische als Hauptkomponente aller Tagespolitik predigte. So witzig er seinen Ernst formulierte, der Witz war immer tiefernst gemeint bei dem essayistischen Denker Jörg Mauthe.

DER WELTUNTERGANG ZU WIEN. Von Jörg Mauthe. Edition Atelier, Wien 1989. 223 Seiten, öS 280,-.

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