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Menschenkunde

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Die motoristische Menschenkunde ist eigentlich ein Zweig der Zoologie. Die Fußgänger sind Esel, die es nicht einmal zu einem Käfer gebracht haben. Sie wurden speziell erfunden, um den Autoverkehr zu behindern. Besonders die alten Gänse, die Omas, die immer über die Straße wollen, wenn einer es eilig hat. Ein Automobilist hat es natürlich immer eilig.

Und dann diese wilde Kälberherde, die lieben Kinderlein - welche verrückten Zuchtbullen zeugen so viele Kinder, als ob es die Pille nicht gäbe? Wie oft platzt einem der Kragen, wenn die lieben Kleinen, alle Verkehrsregeln mißachtend, plötzlich auf der Fahrbahn auftauchen!

Man könnte sie mit vollem Recht mit der Stoßstange rammen und mit den Rädern zerquetschen, wie eine Maus auf der Autobahn - und man muß sich trotzdem zurückhalten, weil die Richter es ungern sehen, wenn Kinder überfahren werden. Wahr-

scheinlich haben sie selbst kein Auto.

Den Haien in den teuren Wagen, die einen immer überholen, auch wenn man mit neunzig durch die Straßen fährt - denen wünscht man eine Radarfalle. Die Schafsköpfe mit den kleinen Konservenbüchsen, die uns immer im Wege sind und nie Platz machen wollen, sind noch schlimmer. Am schlimmsten" aber sind die ollen Kamele, die Sonntagsfahrer, die sich dauernd in die falschen Fahrspuren einordnen und vor den Ampeln schlafen. Man kann sie nur mit den Wolfsrudeln von Berufsfahrern vergleichen, die durch ihre verdammte Selbstsicherheit die Straßen verunsichern; und mit den Lastwagenfahrern, diesen Elefanten, die mit ihren Tonnen rücksichtslos stolzieren, bereit, alles niederzutrampeln.

Jeder Autofahrer fühlt sich in seinem Wagen wie ein Löwe im Käfig -was könnte er alles tun, wenn er es dürfte!

Na ja, schließlich ist das Auto ein Verkehrsmittel und kein Instrument der Nächstenliebe!

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