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Mobel a la Hoffmann

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Die in die Tat umgesetzte Idee der Möbelfirma F. Wittmann KG (in Etsdorf am Kamp, Niederösterreich) Schöpfungen von Josef Hoffmann zu „recreieren“ sagt einiges über die Geschmacksindustrie und das Stilvermögen unserer heutigen Zeit aus. Denn Hoffmanns Arbeiten besitzen zum größten Teil das, was heute weitgehend durch Moden ersetzt wurde, nämlich „Stil“, ein organisch aus der Zeit und der Tradition gewachsenes Formgefühl und einen einheitlichen Formwillen.

Fünf solche Sitzmöbel Hoffmanns hat die Firma neu geschaffen und sie nun zusammen mit anderem von ihm entworfenen Wohngerät, Textilmu-stern und Zeichnungen, in der Aula der Hochschule für angewandte Kunst am Kopalplatz, Eingang Stubenring, ausgestellt. Mit Recht weist sie daher auch in ihrem Prospekt darauf hin, daß die Neuschöpfung dieser historischen Stücke in ihrem Möbelprogramm kein „wehmütiger Ausflug in die Vergangenheit“ sei, denn „so gültiges Funktionsdenken und Formempfinden ist zeitlos“. Mit Recht vielleicht nur etwas bedingt, da diese Ansicht wohl sicher für den formklaren kubischen Fauteuil, den Lehnstuhl mit schwarzem Git'terrücken und den Armstuhl mit grünem Bezug gilt. Weniger jedoch schon für den schwarz-weißen Armstuhl und den Sesseln, von denen der eine mit seinen schwarz-weißen Quadraten und weißen Gittern zu outriert modisch, der andere zu zeitgebunden wirken und noch weniger für die an und für sich farbig geschmackvollen Stoffe, die erst recht, in ihren Mustern und ihrem Geschmack nach, meist deutlich Vergangenheit sind. Das stört jedoch keineswegs.

Bedenklich muß aber erscheinen, daß bei einem mit soviel Aufwand und Gediegenheit durchgeführten Programm, der hervorragenden Werkarbeit und Einstimmung, für die Bezüge der Polstermöbel Skai verwendet wunde. Dieses Kunstleder mit seiner neutralen Leblosigkeit verträgt sich mit dem nahezu klassischen Zuschnitt der Formen nur schlecht. Sicher hat hier die Preis-kalkula'tion eine notwendige, aber bedauerliche Rolle gespielt — Hoffmann selbst hätte sich nie zu solchen Bezügen entschlossen. Die Ausstellung ist trotzdem eine äußerst sehenswerte und geschmacksbildende Schau, die indirekt auf die gegenwärtige Situation Bezug nimmt.

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