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Gamsbartolympiade

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Wenig Humor bewies das österreichische Olympische Komitee in Wien, als es davon erfuhr, daß in Bad Goisern auch heuer wieder ein internationales Gamsbartfest stattfand und von der veranstaltenden Kurdirektion Bad Goisern im Untertitel „Gamsbartolympiade“ genannt wurde. Der Name „Olympiade“ sei gesetzlich geschützt — das ist richtig — und daher dürfe ihn niemand in einem Zusammenhang gebrauchen, der mit den Olympischen Spielen nichts zu tun hat.

Bei der „Gamsbartolympiade“ handelt es sich um einen Wettbewerb, bei dem derjenige siegt; der den längsten Und schönsten Gamsbart vorweisen kann. Das sei einfach? Keineswegs. Ein schöner Gamsbart muß fehlerlos sein, bedarf größter Schonung und darf nur bei schönem Wetter getragen werden, denn bei Regen wird er unansehnlich (nicht auf der Garns anscheinend, sondern nur auf einem menschlichen Gamsbartträger). Ins Wirtshaus darf er auch nicht mitgenommen werden, denn der Tabakrauch schadet seinem Glanz.

Bei der Gamsbartolympiade errang den Sieg der Österreicher Oth-mar Koßler aus St. Gallen (Weißenbach) mit 20,9 Zentimeter Bartlänge. In der nächsten Klasse (Gamsbärte ab 16 Zentimeter Länge) siegten freilich die Bayern, die man wohl als Gamsbartspezialisten bezeichnen kann.

Ein schöner Gamsbart ist sehr kostbar; er kostet, falls überhaupt erhältlich, viele tausend Schilling. Die schönen Stücke sind aber nicht im Handel.

Das Österreichische Olympische Komitee scheint befürchtet zu haben, daß man das Vorzeigen von Gamsbärten, wenn sprachlich mit dem Wort „Olympiade“ in Verbindung gebracht, mit Skispringen oder mit Eiskunstlauf verwechseln könnte. Zugegeben, mancher Amerikaner dürfte über alpine Bräuche nur unklare Vorstellungen haben. Daß er aber Gamsbärte und Olympische Spiele verwechseln könnte, dürfte wohl kaum anzunehmen sein. Das Olympische Komitee dürfte übrigens noch manch weitere Arbeit zum Schutz des Olympischen Namens bekommen. Denn schon gibt es eine Bierolympiade und eine Knödelolympiade, von ihren Veranstaltern wohl nur als zugkräftiger Werbewitz gedacht

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