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Neue Deutung

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Der Neutestamentler Gerhard Lohfink legt eine Untersuchung vor, in der die gesellschaftliche und damit die politische Dimension des christlichen Glaubens in überraschend neuer Weise aufgezeigt wird.

Jesus wollte, wie schon die Propheten vor ihm, Israel sammeln; die Zwölf stehen symbolisch für die zwölf Stämme des Volkes. Als Israel als Ganzes die Botschaft nicht annimmt, erhält der Jüngerkreis „die Aufgabe, das zeichenhaft darzustellen, was eigentlich in Gesamtisrael hätte geschehen sollen: völlige Hingabe an das Evangelium vom Gottesreich, radikale Umkehr zu einer neuen Lebensordnung, Sammlung zu einer brüderlichen und schwesterlichen Gemeinschaft“.

Gott will seine Lebensordnung nicht mit Gewalt aufzwingen, sondern durch das Beispiel einer Gemeinschaft die Menschen dafür gewinnen. In dieser Gemeinde sind die sozialen Schranken aufgehoben, weil die Bruderliebe und der Verzicht auf die Herrschaft eine neue Familie begründen. Diese kann, als Kontrastgesellschaft, Zeichen für die Völker sein.

Wir Christen haben also nicht den anderen zu predigen, was sie zu tun haben, auch nicht die Gerechtigkeit mit Gewalt herbeizuführen, sondern müssen zuerst eine neue, herrschaftsfreie Sozialordnung unter uns verwirklichen. Das Buch läßt die Frage offen, wieso diese geschwisterliche Gemeinschaft in der Kirche verlorengegangen und wie sie zurückgewonnen werden kann.

WIE HAT JESUS GEMEINDE GEWOLLT. Zur gesellschaftlichen Dimension des christlichen ęiaubens. Von Gerhard Lohfink. Verlag Herder, Freiburg i. Breisgau 1982. 223 Seiten, kart., öS 175,-.

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