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Neuer Brehm

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Auch in der neuen „Jubiläumsausgabe“ bleibt der „Brehm“ des Safari- Verlages als Nachschlagewerk über Tiere, vor allem wenn man das Gebotene in Relation mit dem Preis setzt, konkurrenzlos. Nach wie vor bestechen die nicht nur auf minutiöser Beobachtung beruhenden, sondern vor allem auch großartig drauflos-erzähl- ten Schilderungen, die geradezu signalement-genauen Beschreibungen. Nach wie vor vermißt man in diesem Brehm manche exotischen Tierarten - das Streben nach Vollständigkeit konzentrierte sich auf die heimische Tierwelt. Nach wie vor beweist dieser Brehm die Überlegenheit der Farb- zeichnung gegenüber dem Photo, auch dem farbigen. Ein schwerwiegendes Informationsmanko wurde behoben: Man erfährt jetzt, wer die Zeichnungen geschaffen hat, und daß die farbigen Darstellungen exotischer Vögel aus der berühmten „Synopsis of the Birds of Australia“ von John Gould stammen.

Die Jubiläumsausgabe entspricht fast durchgehend Seite für Seite genau ihrer Vorgängerin. Erfreulich die Bereicherung durch neu eingeführte Kartenskizzen, etwa der Vogelfluglinien, erfreulich der neue Anhang über Naturparks.

Allerdings: Dieser Brehm zeigt auch die Schattenseiten der so rationellen photomechanischen Herstellungsverfahren auf, zeigt, wo sie auf Kosten der Leser gehen. In dieser Beziehung ist die „Jubüäumsausgabe“ leider ein krasser Fall. Die Seitenzahl blieb gleich. Zur Aufnahme der Zugvögelrouten wurden vorhandene Weißräume ausgenützt. Wo keine vorhanden oder die vorhandenen zu klein waren, wurden einfach Sätze oder ganze Absätze gestrichen. Zum Teil mit wertvollen Informationen. Um den Anhang über Tierparks aufnehmen zu können, wurden die Kriechtiere komplett geopfert. Im Inhaltsverzeichnis scheinen sie zwar noch auf - mit Hinweisen auf Abbildungen, die vorher auch schon da waren.

Der „Brehm“ bleibt trotzdem eines der preiswertesten Tier-Nachschlagewerke für junge Menschen. Sollte es zu einer weiteren Neuauflage kommen, müßten freilich vor allem bei den exotischen Tierarten Lücken geschlossen werden. Junge Menschen von heute suchen in einem solchen Werk vor allem Informationen über Tiere, die sie im Fernsehen „beobachtet“ haben, und dabei läßt sie der Klassiker Brehm des öfteren im Stich. Heimische Arten dürften freilich nicht geopfert werden. Notfalls müßte der schon so dicke Band eben noch etwas dicker - oder, noch besser, in zwei bis drei Bände unterteilt werden. Auf lange Sicht dürfte seine bedeutende Stellung (bisherige Auflage: 1,2 Millionen) ohnehin nicht anders zu halten sein.

BREHM. Brehms Tierleben - Jubiläumsausgabe in Farbe und in Naturaufnahmen, aiLsgewählt, bearbeitet und ergänzt von Dr. Wilhelm Bardo rff, Hans W. B ehm, Reinhard Jasper t, Curt Strohmeyer. Safari-Verlag, Berlin, 1216 Seiten, rund 1000 Tierbilder, 76 Karten, 51 Notenbeispiele, 3800 Stichwörter im Register, öS 369,60.

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