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BRUNO BREHM, DIE „FURCHE“ UND DIE WAHRHEIT

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Bruno Brehm ist kein ausgesprochener Freund der „Furche". Das mag seinen Grund mit darin haben, daß unser Blatt gleich nach 1945 sein Bedauern, ja Befremden ausgesprochen hat, daß der Verfasser von „Apis und Este“ nicht jederzeit in Wort und/ Schrift dem Geist dieses Werkes treu geblieben ist. Dem Autor der großen- Romantrilogie über das Sterben des alten Oesterreich hat stets unser Respekt gegolten — zu dem späteren Bruno Brehm allerdings konnte man beim besten Willen nicht dieselbe wohlmeinende Einstellung finden.

Das ist nun fast ein Jahrzehnt her. Die Diskussion über Bruno Brehm war für uns beendet.

Bruno Brehm aber ist nachträgerisch. So benützte er die Gelegenheit einer literarischen Weihnachtsumfrage der „Berichte und Informationen" (Heft Nr. 544/545) zu einem massiven Ausfall gegen unser Blatt. In einer auch sonst von starken Ressentiments geprägten Stellungnahme lesen wir:

„Wenn ich auch nicht, wie man es mir 1946 riet, Kinobilleteur geworden bin, und wenn man mich nicht, wie es noch 1952 die .Furche' für gut fand, an Russen und Tschechen ausgeliefert hat, so muß ich mich doch oft das gleiche fragen..."

Die „Furche" soll es für gut befunden haben, einen österreichischen Mitbürger — gleichgültig, was uns von ihm trennt — einer ausländischen Macht ans Messer zu liefern, ja vielleicht sogar zu einem solchen Vorgehen aufgerufen haben? Der Vorwurf ist ungeheuerlich. Wer ihn erhebt, muß ihn klipp und klar beweisen. Gerade aber ein Schriftsteller sollte aus Erfahrung bei Zitaten doppelt vorsichtig sein.

Wir haben in der „Furche“, Jahrgang 1952, nachgeschlagen. In der Nummer vom 11. Oktober 1952 haben wir die einzige Stelle entdeckt, auf die sich Bruno Brehm beziehen kann, Ihr Inhalt unterscheidet sich aber von der aufgestellten Behauptung wie Tag und Nacht:

„Mit den gesęhlagenen Armeen zogen sich nach dem Ende des letzten Krieges aus den bis dahin von der Wehrmacht besetzen Gebieten auch ge-

das sie zuvor oft vwemg freundlich in Schritt, Buch und Rede behandelt hatten. Einer von diesen hatte noch 1944 mit flammenden Worten die Kinder von Wiener Neustadt zum Kampf aufgefordert; nun verhielt er sich in dem Gastlande. Zunächst schweigend, da ein volksdemokratisch werdendes Nachbar-, Land seine Auslieferung begehrte. Dann wieder, wie früher, mit Wort und Schrift und Rede.“

Mit keinem Wort ist die Auslieferung an eine fremde Macht „für gut befunden“. (Uebri- gens gab es damals einen guten Grund, sich mit Bruno Brehm auseinanderzusetzen. In einem brasilianischen Blatt hatte er damals einen häßlichen Artikel über Oesterreich veröffentlicht.)

Das Gedächtnis kann jedermann im Stich lassen — besonders wenn persönliche Verbitterung die Feder führt. Allein, auf die Haltlosigkeit einer Behauptung aufmerksam gemacht, darf niemand, will er sich nicht der bewußten Verbreitung der Unwahrheit zeihen lassen, es beim einmal Gesagten bewendet sein lassen. Wir möchten eigentlich von dem ehemaligen Offizier Bruno Brehm erwarten, daß er ebenso öffentlich, in derselben Publikation, seine hiermit widerlegte Behauptung zurücknimmt und der Wahrheit die Ehre gibt.

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