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Nicht nur Außenseiter

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Darf man aus der Bundestagung der „Jungen Wirtschaft" -einer überparteilichen Arbeitsgemeinschaft junger Unternehmer und leitender Angestellter -allgemeingültige Schlüsse ziehen, so trennt heute die Generationen weit mehr, als Arbeitgeber und Arbeitnehmer trennt -wenn sie mentalitär überhaupt noch etwas trennt.

Sowohl im offiziellen Teil als auch in zahlreichen Gesprächen am Rande der Veranstaltung mußte auch ein kritischer Beobachter den Eindruck gewinnen, daß die dort vertretenen Unternehmer ihre Mitarbeiter und sich als eine Einheit betrachten. Und zwar aus Uberzeugung und ungekünstelt. Keine laufende Kamera, kein Vertreter eines Massenmediums, der dazu animiert hätte, nicht seine Uberzeugung, sondern das zu sagen, wovon man annimmt, daß es ankommt.

Die Herausforderung der achtziger Jahre - so das Tagungsthema - ist für junge Menschen heute sichtlich nicht eine rein wirtschaftliche. Neben zwei betriebswirtschaftlich bzw. volkswirtschaftlich ausgerichteten Arbeitsgruppen („Wettbewerbsvorsprung durch neue Ideen" und „Energieknappheit - Problem und Chance") diskutierte man in Klagenfurt gleichermaßen leidenschaftlich über Humanfragen wie „Unternehmer und Familie" und „Erfolg durch Bildung".

Der Generaldirektor der Nationalbank, Dr. Heinz Kienzl, erntete denn auch prompt Unmutsäußerungen, als er versuchte, die Grünen als Spinner abzutun und ins extremistische Eck zu drängen. Daß junge Unternehmer nicht geschlossen für Zwentendorf sind, war Atomfan Kienzl zwar unverständlich („Sie verlieren doch Ihre Existenz!"), aber eine auch optisch erkennbare Tatsache: Aus dem Auditorium leuchteten Kienzl gelbe „Nein-danke"-Pickerln entgegen.

Auch Konsumentenschutz ist für junge Unternehmer sichtlich kein Reizwort mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ein uninformierter Besucher, der in die Diskussion über eine Kennzeichnungspflicht für energiesparende Geräte und Einrichtungen geriet, wäre vermutlich nicht in der Lage gewesen, spontan anzugeben, ob er sich unter Gewerkschaftern oder Unternehmern befindet.

Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob eine derartige Verwischung der Grenzen positiv oder negativ zu sehen ist. Je nach Standpunkt kann man dar-v in eine erfreuliche Öffnung oder eine Ansteckung von den Ideen der Aussteiger sehen. So oder so: Die etablierte Generation der Politiker, Verbandsfunktionäre und Manager wird gut daran tun, zur Kenntnis zu nehmen, daß in der jungen Generation nicht nur einige wenige Außenseiter Für eine Umorientierung gesellschaftlicher Werte sind.

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