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NÖ-Querelen

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„Die Operette im herkömmlichen Sinn ist sowieso nicht zu halten, Museumstheater ist tot und eine Oper, wo man sich nur lächerlich macht, braucht keiner." Mit solch unfaßbaren Worten kommentierte der St. Pöltner Kulturstadtrat den Dreispartenbetrieb des St. Pöltner Stadttheaters. Finanziell und kulturell soll gespart werden zu Lasten des Musiktheaters. Was wieder Auswirkungen auf Beschäftigung und Qualität von Orchester, Chor und Solisten haben müßte - die Grundvoraussetzungen des Musiktheaterbetriebes.

Unter diesen, sich selbst desavouierenden Vorzeichen fand nun die einzige Opempremiere dieser Saison, die Einakter „Das Medium" (Carlo Menotti) und „Gianni Schicchi" (Giaco-mo Puccini) statt und lehrte wohl alle Politverantwortlichen eines Besseren: Walter Breitner hatte den Psychothriller der Moderne und den Buffoaus-klang Puccinis subtil mit dem Orchester erarbeitet und in musikalische Einheit geschweißt, die diese Ensemblestücke zu echten Publikumsreißern werden ließ, bestens unterstützt von der dichten Regie Jörg Fallheiers. Auf der Bühne dominieren Christine Schwarz als eindringliche Madame Flora im „Medium", der brillante Roman Sadnik, der profunde Daniel Sumegi, Kristina Michel und Martina Hansen in „Gianni Schicchi". Musicalstar Luzia Nistler konnte nur in der Moderne, nicht aber in den großen Kantilenenbögen Puccinis reüssieren.

In Baden sind am Stadttheater ein verständig unterstützender Bürgermeister und ein Sängerintendant am Werk, dessen Produktionen heuer allesamt das Publikum zu Recht in Scharen anzog. Neuester Beweis ist die Aufführung „Die Csärdasfür-stin" von Emerich Kaiman, in schon bewährter perfekter Regie (Lucia Meschwitz), hinreißender Choreographie (Leonard Salaz), mit erlesenem Ensemble, wobei vor allem die kultiviert singende Louise Werner (Titelpartie), die bezaubernde Sylvia Schramm (Stasi), der umwerfende Peter Lindner (Boni) und die eingesessenen Lieblinge Georgine Rieger und Karl Weber brillieren.

Bleibt nur die ernsthafte Frage aufzuwerfen, welche nun die Landeshauptstadt in Sachen Musik sein soll!

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