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Ohne Deutung

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(Volkstheater Wien; „Emilia Galotti" von G. E. Lessing) Trotz des vollendeten dramatischen Aufbaus, trotz massiver Kritik an den finsteren Zeiten des Absolutismus, an der Unmenschlichkeit der Mächtigen bleibt das Motiv des Volkstheaters für diese Neuinszenierung von Lessings Trauerspiel unklar. Das Drama um die sich vor ihrer eigenen Verführbarkeit in den Tod durch die Kand des Vaters rettenden jungen Frau ist heute nur mehr in höchst subtilen Nuancen nachvollziehbar. Die Mitleidensfähigkeit der Zuseher gegenüber den voll Heftigkeit aufflammenden Leidenschaften hält sich auch gegenüber der verlassenen Geliebten Gräfin Orsina (Johanna Mer-tinz), dem getöteten Nebenbuhler Graf Appiani (Erwin Ebenbauer) und dem archaischen Ehrbegriffen anhangenden Odoardo (Georg Trenkwitz) in Grenzen.

Die von Regisseur Bernd Renne zu penetranter Backfischhaftig-keit angehaltene junge Emilia (Michaela Galli) macht zwar des Prinzen Hettore Gonzaga (Hermann Schmid) lebensgefährdende Begierde durch den augenscheinlichen Altersunterschied der beiden Hauptdarsteller nicht unverständlich, verschiebt dadurch aber wesentliche Akzente. Lediglich im Intriganten Mari-nelli (Roger Murbach) und in Emilias Mutter (Gertrud Roll) werden Ansätze einer Lessing-Deutung für heute spürbar.

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