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Paris 1981

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Korrespondentenbericht aus Paris, Februar 1981:

Nach wie vor lehnt die französische Regierung die Forderung der Besetzer der französischen Botschaft in Teheran ab. Bekanntlich haben vor wenigen Tagen linksgerichtete Perser die Botschaft gestürmt, etwa 50 Geiseln genommen und die Auslieferung des in sein Pariser Exil zurückgekehrten, vor einigen Wochen gestürzten Schiitenführers Chomeini verlangt.

Die neue marxistische Regierung des Iran hat die Botschaftsbesetzung gebilligt und Chomeini sowie den französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d'Estaing als „Feinde des iranischen Volkes" bezeichnet. Chomeini habe in zwei Jahren fast ebenso viel Unheil gestiftet wie vor ihm der Schah in über 30 Jahren.

Die Vorgänge in Teheran haben eine Krise bei Frankreichs Kommunisten ausgelöst. Während ein Teil der Partei die Besetzung verurteilt, hat sich Parteiführer Georges Marchais mit den persischen Genossen solidarisch erklärt

Gleichzeitig gibt es - sicher nicht haltbare - Gerüchte, Giscard habe die Besetzung selbst bestellt, um seine Aussichten für die Präsidentenwahlen im Mai zu erhöhen. Bekanntlich ist die Popularität des kürzlich wiedergewählten. US-Präsi- denten Jimmy Carter während der Besetzung der US-Bot- schaft in Teheran vor einem Jahr unvermutet sprunghaft gestiegen. Jedenfalls kommt die Besetzung Giscard innenpolitisch nicht ungelegen.

Der Aufruf Frankreichs zu gemeinsamen wirtschaftlichen Sanktionen gegen den Iran hat vorläufig bei keinem westlichen Land Gehör gefunden. Auch das geplante Abschieben Chomeinis, dessen Gesundheitszustand sich sehr verschlechtert hat, erweist sich als schwierig. Nur ein Staatschef, dem man kaum Freundschaft mit Chomeini nachsagen kann, soll „aus humanitären Gründen" zu einer Aufnahme des Ayatollah bereit sein: Ägyptens Präsident Anwar as-Sadat.

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