Bis Ende dieses Jahres erhofft sich der slowenische Ministerpräsident Lojze Peterle eine Lösung der Jugoslawienkrise. In einem Exklusiv-Gespräch mit der FURCHE (Seite 3) weist er darauf hin, daß es in Jugoslawien nach den Wahlen in Serbien am 9. Dezember eine veränderte politische Situation geben werde. Darauf setzt Peterle seine Hoffnungen.
Die ersten demokratischen Wahlen in Serbien, dem „letzten bolschewistischen Land in Europa" -so Peterle -, seien ein „völlig neues Moment, ungeachtet der Tatsache, wer an die Macht kommt". Der slowenische Regierungschef gibt dem serbischen Volkstribunen Slobodan Milosevic" wenig Chancen. Milosevics Möglichkeiten in Jugoslawien lägen nur in der Provokation.
Für Slowenien erhofft sich Peterle die Erreichung der vollen Souveränität, wenn möglich im jugoslawischen Staatsverband. Das Tito-Jugoslawien sei „vollkommen tot". In einem neuen Jugoslawien müßte es seiner Meinung n ach nicht einmal ein gemeinsames Parlament geben. Es sollte sich dabei um eine Wirtschaftsgemeinschaft und Zollunion handeln. Peterle spricht auch von einer künftigen „gemeinsamen jugoslawischen Verteidigung", allerdings auf der Grundlage „nationaler Armeen".
Als letzte Variante - sollte Souveränität im jugoslawischen Staatsverband nicht möglich sein - behält sich Peterle den „Austritt aus Jugoslawien" vor.