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Pfuscherpauschale

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Uber den Umfang der Schattenivirtschaft — Schwarzarbeit und Geschäfte ohne Rechnung — in Österreich gehen die Meinungen der Experten auseinander. Während Ernst Hofbauer und Wolfgang Schüssel ( „JSchat-tenwirtschaft in Österreich. Ein ökonomisches Sittenbild“, Wien 1984) den Umfang mit zehn Prozent der gesamten inländischen

Wertschöpfung anset-

zen, hält Jifi Skolka vom österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung nur einen Anteil von 3J5 Prozent für realistisch („j)ie andere Wirtschaft“, Wien 1984).

Während viele Politiker und Wirtschaftsvertreter der Meinung sind, daß, ausgelöst durch die zunehmende Steuerlast, der Pfusch und die Geschäfte ohne Rechnung gerade in den letzten Jahren drastisch zugenommen haben, sieht Skolka (vgl. seinen Beitrag für Heft 6/1985 „Wirtschaftspolitische Blätter“) keinerlei Anzeichen dafür.

Wie immer in solchen Fällen suchen sich Politiker und Interessenvertreter die für ihre Argumentation günstige Variante heraus. Die Vertreter der Arbeitgeber neigen dazu, den Pfusch zu dramatisieren und fordern unter dem Beifall ihrer Mitglieder eine wirkungsvolle Bekämpfung und drakonische Strafen.

Die Vertreter der Arbeitnehmer wiederum spielen die Bedeutung des Pfusches herab und behaupten, er sei zumindest nicht verbreiteter als die Geschäfte ohne Rechnung.

Ungeachtet aller verbalen Kraftmeiereien ist bislang wenig gegen den Pfusch unternommen worden. Vielleicht, weil man sich augenzwinkernd eingestand, daß sich in unserem Gesellschaftssystem der Pfusch ebensowenig wie die Prostitution ausrotten läßt. Nur — ihn öffentlich gutzuheißen oder zu legalisieren, das haben sich bisher beide Seiten mit gutem Grund verkniffen.

Rechtzeitig noch vor dem Aschermittwoch brachte nun ÖAAB-Generalsekretär Walter Heinzinger einen diesbezüglichen Vorschlag ein: Wer für seine Schwarzarbeit eine „J?fuscherpau-schale“ entrichtet, soll straffrei bleiben. Tüchtige Pfuscher beweisen doch, so Heinzinger laut „Kurier“, daß sie gut wirtschaften können.

Bei allem Verständnis für den Versuch, der Realität ins Auge zu sehen und wenigstens einen kleinen Ausgleichfür die ehrlichen Steuerzahler zu schaffen: So geht's sicher nicht! Eine Grauzone wird nicht durch Etikettenschwindel gegen Schutzgebühr weiß.

Was der Wirtschaftsbund zu dem Vorschlag des Parteigenossen Heinzinger sagt? Bisher überraschenderweise nichts.

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