Ab mit euch auf die Reeperbahn

Ich treffe zufällig eine Bekannte. Sie klagt mir ihr Leid. Zwischen ihr und ihrem Gatten kriselt es. Sie findet, er drücke sich vor der Kinderarbeit. Er wiederum argumentiert, er dürfe zu Hause einen Gang runterschalten, weil er den Hauptteil des Familieneinkommens heranschaffe.

Während wir da so stehen, gesellt sich die nächste Bekannte dazu. Die hat auch so einen Chauvinisten daheim sitzen. Doch darum geht es nicht. Sie berichtet entrüstet über eine weitere Bekannte – die wir alle drei kennen. Diese jedenfalls scheint am Wochenende nach Amsterdam zu fliegen. Allein! „Obwohl sie Mutter eines erst Einjährigen ist.“ Das Kleinkind bleibt beim Vater zurück. Meine Bekannten kriegen sich kaum ein vor Entrüstung.

Sukadev Bretz hat einen Vortrag gehalten. Auf Youtube. Keine Angst, Bretz ist niemand, den man kennen muss. Er ist irgendwie in der deutschen Yoga-Szene unterwegs. Ich bin nur zufällig auf seinen Monolog gestoßen. Denn ich wollte wissen, wie man mit Widersprüchlichkeiten umgehen soll. Bretz erklärt, jeder Mensch habe Ordnung und Chaos in sich. Wer in seiner Ordnung zu verhaftet sei, fühle sich vom Chaos im Außen gestört. Dieser Stress ließe sich auflösen, wenn der Betroffene sein Bedürfnis nach Chaos mehr reflektierte.

Hoffentlich kriegt Bretz kein Geld für sein geschwollenes Geschwafel. Das Problem meiner Bekannten ist sicher kein Übermaß an Ordnung im Gemüt. Dort herrscht pures Chaos. Die platzen vor Missgunst, weil andere Frauen das bessere Los gezogen haben. Ich hätte ein Rezept gegen ihren Verdruss: ein Singleflugticket nach Amsterdam. Oder zum Ballermann. Oder auf die Reeperbahn. Finanziert vom hart erarbeiteten Geld des Mannes. Kriseln wird es so oder so.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Grüß Gott, Sie Flegel" oder "Skandalöses Bedürfnis".