Bild-Chef Reichelt suspendiert: Good Bye, du Macho!

Julian Reichelt, den suspendierten Chefredakteur der BILD-Zeitung, habe ich persönlich nie kennengelernt. Aber zig Typen, die genauso tickten wie er. Die Führungsetagen in deutschen Medienhäusern wimmelten am Anfang meiner beruflichen Laufbahn nur so von Machos. Sie machten keinen Hehl daraus, wenn man ihnen gefiel.

Termine, bei denen die Reporterin mit abgelichtet werden sollte, vergaben einige bevorzugt an hübsche junge Frauen – das sagten sie auch offen. Mit den männlichen Kollegen gingen sie abends Bier trinken oder am Wochenende ins Fußballstadion. Nein, es waren definitiv nicht alle so. Aber viele.

Ich nahm es hin, die meisten meiner Kolleginnen nahmen es hin. Wir arrangierten uns damit. Die Maxime lautete: Wer die Härte der Branche nicht aushält, ist zu weich für sie. Das bedeutete nicht, dass man auf die Flirtversuche eingehen musste. Im Gegenteil. Die Kunst war vielmehr, ihnen diplomatisch auszuweichen und es sich trotzdem nicht zu verscherzen.

Wer sich als Journalistin mit einem Vorgesetzten einließ, wurde zwar zunächst gefördert, aber am Ende fallen gelassen. So erging es offenbar auch jenen, die eine Affäre mit Julian Reichelt hatten. Sie wurden Opfer eines Machtmissbrauchs, der lange von Redaktion und Verlag geduldet wurde.

Dass Julian Reichelt seinen Posten räumen musste, ist in meinen Augen bahnbrechend. Die Suspendierung steht symbolisch für eine Veränderung, die sich seit den Nullerjahren vollzogen hat: Übergriffige Verhaltensweisen ziehen Konsequenzen nach sich. Nicht zuletzt, weil Betroffene aufbegehren, statt zu schweigen.

Good Bye, Julian Reichelt! Good Bye, ihr Medien-Machos! Dessen könnt ihr euch gewiss sein: Kein Mensch wird euch vermissen.

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