Ein Kinkerlitzchen

Paul. Ein Bub, der in Wirklichkeit anders heißt. Er benimmt sich sonderbar, fällt auf, spuckt, redet im Unterricht dazwischen, provoziert, stört seine Mitschüler beim Lernen. In der Klasse ist er ein Außenseiter, hat keinen Freund. Nur wenige, meist die, die ihn noch aus dem Kindergarten kennen, reden mit ihm. Ist er krank, verfallen einige in Jubelschreie.

Die Lehrerin bleibt geduldig mit Paul, versucht ihm zu helfen, maßregelt die Schikanierer und bestärkt jene, die zu ihm halten. Sie sucht das Gespräch. Mit dem Vater. Die Versuche mit der Mutter liefen ins Leere. Nur, wenn die Eltern mitmachen, wird Paul seinen Platz in der Gemeinschaft finden können. Es geht um die Frage, wie ein Kind unbeschadet aus der Rolle des Ausgegrenzten herausfinden kann.

Der Vater schüttelt ungläubig den Kopf, zählt die Sprachen auf, die Paul spricht. Das Wort „hochbegabt“ fällt. Auch vermutet er, Paul leide an „Long Covid“. Den Verantwortlichen in der Schule, so argumentiert der Vater, fehle schlicht das Verständnis für ein Kind wie Paul.

Die Unterredung endet. Die Lehrerin wirkt geknickt. Der Vater eilt wütend fort. Ein Kind aus der Klasse und dessen Mutter erkennen ihn. Das Kind fragt, ob es Paul sagen soll, dass er abgeholt wird. Der Vater zuckt mit den Schultern, erklärt, sein Sohn werde den Nachmittag wie immer im Hort verbringen. Er rechtfertigt sich, sagt, er hätte sich für dieses Kinkerlitzchen einen Urlaubstag nehmen müssen – „und diesen will ich nun auch endlich genießen“.

Nach dem Hort wartet die Kinderfrau auf Paul. Sie geht mit ihm auf den Spielplatz. Einige aus der Klasse laufen davon, als er sich ihnen zuwendet. Er setzt sich allein auf die Schaukel. Die Lehrerin wird weiter kämpfen; aber es wird mit jedem Tag schwieriger.

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