Frauen-Freundschaft oder: Ein Esel in der Sackgasse

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Über einen surrealen Trip nach Grieskirchen, den Zauber einer Scheune und zwei Freundinnen, die sich ihre Welt zusammenzimmern.

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Über einen surrealen Trip nach Grieskirchen, den Zauber einer Scheune und zwei Freundinnen, die sich ihre Welt zusammenzimmern.

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Grieskirchen hat Rom getoppt. Grieskirchen, eine Stadtgemeinde nahe Wels. Unspektakulär. Glamourös schon gar nicht.

Ursprünglich sollten meine Freundin Steffi und ich mit unseren Söhnen dort eine Ferienwohnung beziehen. Das Piratenbad im Nebenort wäre der Anlaufpunkt gewesen. Doch dann wurden die Kinder krank. Die Väter übernahmen das Bemuttern, schickten uns zweisam ins Frauenwochenende.

Ein Debüt war das nicht. Kurz nach der Pandemie waren wir nach Rom geflogen. Das Motto lautete damals: Sightseeing, Shopping, schicke Signori bewundern, die Seele vom Corona-Wahnsinn entgiften.

Nach 30 Minuten Grieskirchen hatten wir ein neues Motto: Wir mussten eine Scheune finden. In der Auslage einer Bank waren Immobilienangebote ausgestellt, darunter ein Grundstück zu einem Spottpreis. Zu dem Grundstück gehörte eine Scheune. Steffi wollte ihr Erspartes in die Scheune investieren, und ich wollte, dass Steffi ihr Erspartes in die Scheune investiert. Neben die Scheune wollte Steffi eine Fasssauna stellen; neben die Fasssauna ihren VW-Bus. Damit düsen sie und ihre Familie quasi jeden Sommer durch Griechenland. Wir dachten laut über die Frage nach: Braucht es diese Reisen noch, wenn in Grieskirchen eine Scheune steht?

Neben der Fasssauna hätte ein Pool Platz und in der Scheune dutzende Besucher. Bettenlager könnten errichtet, Lagerfeuer entzündet, rauschende Feste gefeiert werden. Auch könnte sich Steffi einen Esel zulegen.

Wir beschlossen, die Scheune zu suchen, durchkämmten die Straßen des Ortes, wanderten einen Hügel hinauf und wieder hinunter. Wir durchquerten fremde Gärten, einen Acker, landeten in einer Sackgasse, grüßten jede Grieskirchnerin, jeden Grieskirchner, die oder der uns begegnete.

Realität und Fantasie. Alles war verwoben, eine Einheit. Wir alberten herum, lachten schallend, hielten unsere Gesichter in die Wintersonne.

Die Scheune war ein Reinfall. Kein Mensch will sich dort niederlassen. Ausgelassen marschierten wir zurück. Unsere Luftschlösser hatten uns zauberhafte Momente beschert.

Eines Tages werden wir einen Esel besitzen.

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