Klopapier und Corona: Krisenfeste Wunderbärchen
Kolumnistin Brigitte Quint wundert sich, warum alle in der Krise Klopapier hamstern. Lebensnotwendig ist das nicht, oder? Doch dann kommt ihr "Wunderbärchen" unter...
Kolumnistin Brigitte Quint wundert sich, warum alle in der Krise Klopapier hamstern. Lebensnotwendig ist das nicht, oder? Doch dann kommt ihr "Wunderbärchen" unter...
Die Sache mit dem Klopapier verstehe ich nicht. Warum wird gerade das gehamstert? Gesetzt den Fall, die Versorgung bricht ein, ist es dann nicht auch schon wurscht, ob ich Klopapier habe oder nicht?
Der Philosoph Sven Stemmer hat sich die Frage gestellt, was der Mensch für ein gutes Leben braucht. Dafür zog er für sechs Monate in einen Bauwagen. Sein Fazit: Gesundheit, Geld für Essen und Wohnen, Optimismus und ein soziales Netzwerk. Auch Materielles nennt Stemmer. So würde ein Regenschirm das Dasein erleichtern. Oder ein Stift. Oder ein Musikinstrument. Mit keinem Wort erwähnt Stemmer Klopapier.
Auf der Packung steht „Wunderbärchen“. Und: „mit zartem Duft“. Das Papier ist mit blauen Schneeflocken und roten Herzen bedruckt. Und mit Bären. Eisbären. Die Bären umarmen sich, schmusen oder halten Luftballone. Aus der Hülle strömt eine penetrante Parfüm-Wolke. Pfui Teufel.
Ob mir das Klopapier ausgegangen ist? Nein. Wir haben genug. Trotzdem hat mich heute früh das leer gefegte Klopapier-Regal in der Drogerie kalt erwischt. Im Normalfall ist dort ein Gang nur mit Klopapier bestückt. Kleine und große Packungen. Zwei-, drei- oder vierlagig. Weiß, rosa, gelb. Oder in dieser schmuddeligen Öko-Farbe. Heute lagen nur vier Stück „Wunderbärchen“ herum. Und eine Packung mit Einhorn-Motiv. „Wunderbärchens“ weibliches Pendant.
Ich musste zugreifen. Wenn das Regal mit Schuhcreme oder Hühneraugenpflaster abgeräumt gewesen wäre - keine Frage, ich hätte mindestens ein Stück mitgenommen. Stattdessen ist es halt „Wunderbärchen“ geworden. Auch gut. Wenn alles zusammenbricht, bleibt mir wenigstens das.
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