Selbstgebackenes auf Facebook

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Backen triggert. Zumindest Brigitte Quint. Über die Frage, wer sein Leben am besten im Griff hat.

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Backen triggert. Zumindest Brigitte Quint. Über die Frage, wer sein Leben am besten im Griff hat.

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Auf Facebook bin ich mit einer Frau befreundet. Ich kenne sie nur oberflächlich. Jedenfalls bringen mich ihre Beiträge in Rage. Sie teilt mit der ganzen Welt Selbstgebackenes. Also ihres. Mehrmals die Woche. Sie postet Topfentorten. Baiserkipferl. Cheesecakes. Hefeschnecken. Biskuitkränze. Mohnschnitten. Tartes. Ich fürchte mich schon vor den Lebkuchen.

Wutentbrannt lese ich ihre Beschreibungen zum Backprozess. Stets geht alles „blitzschnell“, „ganz einfach“, „nebenbei“. Ohnehin sei die Herstellung des Backwerkes „ein Kinderspiel“ oder „eine Entspannungsübung“.

Am Landgut Cobenzl backen die Mitarbeiterinnen jedes Jahr Weihnachtskekse mit Kindern. Mein Sohn liebt dieses Event. Für ihn ist das etwas Besonderes. Außergewöhnliches. Exotisches. Was wiederum mein Mutterherz bluten lässt. Mein Kind muss mit einer Mutter auskommen, die weder backen kann noch will noch das Bedürfnis hat, es können zu wollen.

Mir fehlt die Geduld. Der Antrieb. Das Interesse. Die Motivation. Das Verständnis. Warum soll ich Mehl, Eier, Zucker zusammenmantschen, nur damit am Ende ein Kuchen dabei herauskommt? Wenn ich Kuchen essen will, kaufe ich ein Stück. Und ich gestehe: Wenn Mann oder Sohn Geburtstag haben, bestelle ich eine Torte beim Bäcker.

Meine Facebook-Freundin fände das sicher erbärmlich. Armselig. Würdelos. Aber ich kenne sie nur oberflächlich. Ich weiß, was sie backt, aber nicht, was sie denkt oder fühlt. Mich bringt dieses Backthema jedenfalls fast um den Verstand. Dermaßen.

Haben Menschen, die backen, ihr Leben besser im Griff? Oder schlimmer: Sind Frauen, die backen, die besseren Mütter? Mein Sohn wird mir das eines Tages beantworten. Facebook wird dann hoffentlich Geschichte sein.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz: "Grüß Gott, Sie Flegel!" oder "Thomas Gottschalk: Dem verzeihe ich alles".

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