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Rebell Lefebvre sammelt Nachwuchs

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Der suspendierte französische Erzbischof Marcel Lefebvre wurde am Wochenende von Papst Johannes Paul II. in Pf i-vataudienz empfangen, dem es um die Vermeidung einer offenen Kirchenspaltung geht. Unser Mitarbeiter berichtet über die Aktivitäten seiner Anhänger in der Bundesrepublik Deutschland, die von den Bischöfen mit Sorge verfolgt werden.

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Der suspendierte französische Erzbischof Marcel Lefebvre wurde am Wochenende von Papst Johannes Paul II. in Pf i-vataudienz empfangen, dem es um die Vermeidung einer offenen Kirchenspaltung geht. Unser Mitarbeiter berichtet über die Aktivitäten seiner Anhänger in der Bundesrepublik Deutschland, die von den Bischöfen mit Sorge verfolgt werden.

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Als Erzbischof Lefebvre heuer in die Essener Gruga-Halle einzog, um mit 5000 Anhängern die „wahre“ katholische Messe nach vorbarockem Ritus zu feiern, wünschten ihm Scharen von Jugendlichen auf Transparenten ein „langes Leben“ und for-' derten kühn: „Wir brauchen mehr Lefebvres!“ Der Jubel der jungen Leute, die den Kirchenrebellen als „Fels in der Brandung des Unglaubens“ feierten, zeigte eindeutig, daß Lefebvres Anhängerschaft nicht auf verschreckte alte Leute beschränkt ist.

Die „Katholische Jugendbewegung“, deren Gründung der 73jährige Alterzbischof zielsicher betrieben hat, um das Uberleben seiner Ideen zu sichern, verfügt inzwischen über Zentralen in mehreren Städten der Bundesrepublik Deutschland und in der Schweiz. Jeden Monat erscheint

das Verbandsorgan „Der gerade Weg“. Die „KJB“ will Jugendliche sammeln, die „von den modernen Irrtümern genug haben und in gemeinsamer Arbeit für den Christkönig kämpfen“. Das soll mit Flugblattaktionen und durch Teilnahme an öffentlichen Diskussionen geschehen.

Die Lefebvrianer verfügen heute über eigene Meßzentren in München, Saarbrücken, Karlsruhe, Stuttgart, Reutlingen, Köln, Herne, Kassel und Konstanz. Im Ruhrgebiet wollen sie in nächster Zeit eine Kirche kaufen. Eine „Sammlung glaubenstreuer Katholiken“ mit eigenem Gotteshaus existiert auch in Ulm, wo heuer die „erste nicht arntskirchliche Fron-leichnamsprozession in der Bundesrepublik“ mit 1300 Teilnehmern durchgeführt wurde.

In das ehemalige Spätberufenen-Seminar der Mariannhiller Missionare im niederbayerischen Zaitzho-■ fen sind die ersten Seminaristen aus Lefebvres bisheriger Ausbüdungs-stätte Weissbad im Schweizer Kanton Appenzell eingezogen. Mit 30 Priesteramtskandidaten ist das Seminar inzwischen komplett besetzt. Ein Regensburger Bauingenieur hatte das heruntergekommene Haus in Zaitzkofen als „Altersruhesitz“ für einen Freundeskreis älterer Herren erworben. Zu spät erkannten die getäuschten Missionare, daß sie ihr Haus an einen Mittelsmann Lefebvres verkauft hatten.

Der Regensbürger Bischof Rudolf Graber hat vergeblich versucht, die Niederlassung des Franzosen in seiner Diözese zu verhindern. Lefebvres Verhalten, so erklärte Graber, widerspreche dem Kirchenrecht wie der Kollegialität der Bischöfe und käme einem „Schisma“ gleich.

Nun hat Erzbischof Lefebvre auch in Quievrain an der belgisch-französischen Grenze das erste Kloster seiner Anhänger in Belgien geweiht. Das Kloster war vor zehn Jahren von den bisher dort ansässigen Klarissi-nen verlassen und im Juni von Freunden Lefebvres für sechs Millionen Francs - rund- 2,5 Mülionen Schilling - gekauft worden. Zur Zeit leben dort drei Nonnen und sieben Novizinnen unter der Leitung von Oberin Marie-Christianne, einer Schwester des Erzbischofs.

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