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Schöpferisches Staunen

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Die Situation der Philosophie in der Gegenwart ist nicht allein durch große Diffusität und Verwirrung bestimmt, sondern auch — zumindest im deutschen Sprachraum - durch das Fehlen jener großen Denkerpersönlichkeiten, die noch im vergangenen Jahrzehnt Gewicht und Bedeutungbesaßen: Heidegger, Jaspers, Adorno, Bloch oder Marcuse.

Schmerzlicher fast macht sich aber auch die Tendenz zur Selbstrechtfertigung bemerkbar, ohne die es zumindest im akademischen Bereich kein Auskommen mehr zu geben schien: Die Frage: „Wozu noch Philosophie?" schien die Philosophen mehr zu beschäftigen als die Sache der Philosophie selbst >

Umso bemerkenswerter ist darum Jeanne Hersch' Versuch wiederum an das schöpferische Staunen der großen Philosophen heranzuführen, um in unserer desillusionierten und wissenschaftsgläubigen Zeit wieder an jene schöpferischen Ursprünge zu erinnern, denen alles große Denken, jede menschliche kulturelle Leistung verpflichtet bleibt

In äußerst einfühlsamer und auch verständlicher Weise legt Jeanne Hersch einen Streifzug durch die Geschichte der Philosophie vor, der von Thaies bis Jaspers punktuell die Hauptgedanken der einzelnen Philosophen darstellt.

Hersch' Buch trägt jene ursprünglich-schöpferische Frische mit sich, die ohne Konzession an Simplifikationen, es versteht, auch die schwierigsten Gedankengänge zu vermittelt

Von ihrem Engagement für die oft so halbherzig vertretene Sache der Philosophie zeugt das Buch im ganzen, im besonderen aber das Nachwort, in dem Jeanne Hersch treffsicher mit der Selbstaufgabe der Philosophie, der Kapitulation vor Wissenschaft oder Praxis ins Gericht geht.

DAS PHILOSOPHISCHE STAUNEN. Einblicke in die Geschichte des Denkens. Von Jeanne Hersch. Benzinger Verlag. Zürich/Piper Verlag München 1981. 353 Seiten, geb.. öS 273,60.

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