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St. Pölten: Ruhe vor dem Sturm

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Mit der Ansetzung ihrer „Kirchweihe”, notfalls auch ohne Bischof, für den 12. September, den traditionellen Termin ihres Pfarrfestes, haben die Katholiken von Paudorf mit ihrem Pfarrer P. Udo Fischer ein Signal gesetzt. Da Bischof Kurt Krenn eine offizielle Kirchweihe ablehnt, ehe P. Udo nicht inzwischen fast vergessene Vorwürfe gegenüber dem Bischof (Verschwendung von Kirchengeld, mangelnde Dialogbereitschaft) zurücknimmt, handeln die Paudorfer laut Kirchenrecht ungehorsam. „Es werden aber keine einem Bischof zustehenden Weihehandlungen simuliert”, betont Pfarrer Fischer, „es werden keine Ansprachen gehalten, nur ein gemeinsames Gebet um den Segen Gottes wird gesprochen.”

In Paudorf ist man auf den Bischof, gegen den gerade eine Unterschriftenaktion läuft, nicht gut zu sprechen, kam doch auch seinetwegen keine Pfarrfirmung zustande. Letzter Auslöser für das Vorgehen der Paudorfer war die dem Einfluß von Krenn zugeschriebene Papstaudienz für Jörg Haider, während Rom über den Paudorfer „hierarchischen Rekurs” in Sachen Kirchweihe bisher nicht offiziell entschied, sondern nur den Nuntius mit einem Vorstoß zu gütlicher Einigung betraute. Aufgrund von Bischof Krenns Devise „Vergeben ja, nachgeben nein” und des auch nicht gerade zum „Ca-nossagänger” prädestinierten Pfarrers von Paudorf sind die Aussichten auf eine gütliche Einigung freilich gering.

Noch sind wir in der Phase der Ruhe vor dem möglichen Sturm. Daß die Paudorfer nun ihr Recht in Kohlhaas-Manier selbst in die Hand nehmen, ist nicht gutzuheißen. Es bleibt die Hoffnung, daß die höheren Amtsträger der Kirche noch rechtzeitig handeln, um die Streitparteien an einen Tisch oder am 12. September doch einen von Kurt Krenn autorisierten Bischof nach Paudorf zu bringen.

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