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Desaster bei der AMAG

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Besucher unseres Landes müssen den Eindruck gewinnen, die katastrophale Lage des Staatsunternehmens AMAG, die einen Zuschuß von insgesamt 13,5 Milliarden Schilling notwendig macht, sei erst letzte Woche durch die Veröffentlichung des Rechnungshofberichtes bekannt geworden. Tatsächlich ist das Ausmaß des Desasters spätestens seit der Veröffentlichung des Rohberichtes im September letzten Jahres klar. All die Fragen, die jetzt gestellt werden, wurden auch damals schon gestellt. Immerhin gab die AMAG-Pleite den letzten Anstoß für die Auflösung der „Austrian Industries" und des jetzt vieldiskutierten Vertrages von Hugo Michael Sekyra. Refriedigende Antworten auf die Fragen, wie konnte so etwas passieren, und wer trägt die Verantwortung dafür, gab es freilich keine - und wird es auch diesmal keine geben.

Vom Ausmaß her sind Pleiten wie die der AMAG auch in der Privatindustrie möglich; von der Art und Weise des Zustandekommens und den Reaktionen her sind sie wohl nur in einer Staatsindustrie denkbar. Welcher private Eigentümer würde zusehen, wie sein Vorstand in kürzester Zeit Reteiligungen und Unternehmen im Wert des doppelten Jahresumsatzes mit Krediten zukauft - in einer konjunkturabhängigen Rranche wie Aluminium?

Eigentümervertreter der AMAG war aber nicht ein Privatindustrieller, sondern Verstaatlichtenminister Rudolf Streicher. Die vielzitierte „Organdisziplin" (soll heißen: Nichteinmischung der Eigentümer), die Streicher bei seinem Amtsantritt proklamierte und auf die er verweist, wann immer die Frage nach seiner Verantwortung für die AMAG-Pleite aufkommt, hätte bei einem privaten Unternehmer spätestens bei Zukaufen in Milliardenhöhe geendet. Jenseits aller persönlichen Reziehungen: Vranitzky und Streicher dürften Sekyra, Ehrlich & Co nach deren wirklich fulminanten Anfangserfolgen einfach zugetraut haben, aus der maroden, verspotteten verstaatlichten Industrie einen erfolgreichen Mischkonzern im Weltformat aufzubauen. Nach den Demütigungen der SPÖ durch die VOEST-Pleite muß das wie ein Droge gewirkt haben.

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