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Stecher: Ein „Mortikament"

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(ski)-„RÜ 486 wird bis auf weiteres in Österreich nicht verfügbar sein. Es gibt keine neue offizielle Anfrage bei uns, und am Stand der Dinge hat sich seit dem Vorjahr bei Hoechst nichts geändert." So kommentierte am 30. September gegenüber der FURCHE Hoechst-Pressesprecherin Irmgard Bayer den neuen - wie im Vorjahr in Wahlzeiten erfolgten - Vorstoß von Gesundheitsminister Harald Ettl, die Anwendung der Abtreibungspille RU 486 in Österreich zu ermöglichen.

Hoechst als Haupteigentümer des RU-486-Herstellers.Roussel Uclaf will das Präparat nur dort abgeben, wo das Thema Abtreibung keine großen Kontroversen auslöst und wo eine minutiöse Kontrolle über die Anwendung jeder einzelnen Dosis gewährleistet ist. In Frankreich ist RU 486 seit 1988 (dort starb auch schon eine Frau daran), in Großbritannien seit heuer zugelassen, in anderen Ländern - so Bayer - gibt es derzeit keine Anträge. Ettl hatte 1990 die Anwendung von RU 486 in einer

Abtreibungsklinik genehmigt, diese bekam es aber vom Hersteller aus den genannten Gründen nicht geliefert.

RU 486 wird zwar auch als Krebsmittel erprobt, doch praktisch nur zur Abtreibung eingesetzt. Und unverhohlen nur zu diesem Zweck fordert Ettl - und will das auch schriftlich gegenüber der Erzeugerfirma tun -, daß RU 486 auf den Markt kommt. „Ich sehe eine breite Mehrheit für diese Pille", behauptet Ettl, nur „sehr, sehr konservative Kreise" in ÖVP und Kirche seien dagegen.

Der Innsbrucker Diözesanbischof Reinhold Stecher übte deutliche Kritik an Ettl und brandmarkte RU 486 als „Mortikament" (von einem „Medikament" könne man angesichts der beabsichtigten Wirkung nicht sprechen) und „C-Waffe gegen das Leben". Die „Aktion Leben" nannte Ettls Vorstoß „skandalös".

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