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Streitbare Reflexionen

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Als „streitbare Standortbestimmung” bezeichnet Leonardo Boff selbst diese dreizehn bisher zum Teil unveröffentlichten Untersuchungen zu einer neuen Lehre von der Kirche, deren bezeichnendes Moment wohl ihr Entwurf-Charakter ist. Herausgefordert durch die in Lateinamerika sowohl von der Basis wie auch von der Spitze der Kirche ausgehende Erneuerung des kirchlichen Lebens unterzieht Boff diese Tendenzen einer systematischen Reflexion.

Für die Auseinandersetzung der vatikanischen Glaubenskongregation mit Boff im Herbst vergangenen Jahres haben vermutlich die Beiträge über Macht und institutionelle Verhärtung in der Kirche sowie über die Rolle der Kirche in einer Klassengesellschaft den meisten Zündstoff geliefert.

Boff versucht aufzuzeigen, daß diese erneuerte Kirche trotz des Bruches mit der gesellschaftlich-religiösen Vormachtstellung herrschender Gruppen die Kirche Jesu Christi, der Apostel und der Uberlieferung bleibt. Trotz mancher überspitzter und daher mißverständlicher Formulierungen bejaht Boffs engagierte Kritik grundsätzlich eine hierarchisch verfaßte Kirche, in der die verschiedenen Charismen als vom Heiligen Geist allen Getauften geschenkten Gaben-Dienste entfaltet und zum Wohl aller genützt werden sollen. Die den Hierarchien eigenen Charismen der Leitung und der Einheit seien besonders durch Dialogfähigkeit, durch Menschenkenntnis und durch das Erkennen von Machtmechanismen bestimmt.

Dem Einleitungssatz Boffs „Menschen, die die Kirche mit ihren Runzeln und Falten lieben, werden den vorhegenden Band verstehen” ist nichts hinzuzufügen.

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