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Unbestechlich

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Ob man Albert Drach als morali- stischen Zyniker oder als zynischen Moralisten auffaßt, ist Ansichtssa- che. Der Berufsjurist ist berufen, grassierende Amoralität objektiv zu protokollieren, wobei er immer subjektiv für die Moral plädiert. In den sechziger Jahren entdeckt, in den siebziger Jahren vergessen und Ende der achtziger Jahre wieder- entdeckt: Seine „Gesammelten Werke" kommen neu heraus, als dritter Band ,,'Z. Z.' Das ist die Zwischenzeit", 22 Jahre nach dem Erstdruck. Der Autor beschreibt authentisch und mit realen Indi- zien jene „Zwischenzeit" 1935- 1938: vom Tod des Vaters bis zur Emigration. Übergang einer beina- he legalen Illegalität, die nachher zur juristisch illegalen Legalität ausartete. Sein Wohnort Mödling als pars pro toto für Österreich. Er berichtet, wer damals was an- richtete, ohne später gerichtet zu werden, weil auch die Rechtswis- senschaft von vielem nichts wissen will: Untaten, die nicht zu ahnden sind. Drach macht da keine Aus- nahme und bezichtigt sich mit dem letzten Satz, der Mörder seiner Mutter zu sein, weil er emigrierte: Um sein Leben zu retten, hat er das ihre geopfert. Not kennt kein Ge- bot. Albert Drach klagt nicht ein- mal an; er registriert menschliche Gnadenlosigkeit, unbestechlich, auch nicht durch Eigenliebe.

„Z. Z." DAS IST DIE ZWISCHENZEIT. Von Albert Drach. Carl Hanser Verlag, München 1990. 347 Seiten, öS 310,40.

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