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Vergebliche Friedensfühler

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„Minister kommen und gehen, aber die Verantwortung vor der Geschichte trägt immer der Monarch", schrieb Kaiser Karl später im Rückblick. Und: „Den Sixtusbrief bereue ich nicht eine Sekunde lang und würde heute geradeso handeln, wenn ich in derselben Lage wäre."

Karl hatte im November 1916 nach dem Tod des alten Kaisers die Regierung übernommen, mitten im Krieg, den er beenden wollte.

Im Februar 1917, vor 75 Jahren, begannen seine Sondierungen Richtung Frankreich. Er bediente sich dazu seines Schwagers, Prinz Sixtus von Bourbon-Parma, der als Offizier in der belgischen Armee diente und den Kontakt zu Frankreichs Präsidenten Raymond Poincare herstellen sollte.

Im „Sixtus-Brief", einem Schreiben, das an Sixtus adressiert, aber für Poincare bestimmt war, skizzierte Karl, daß Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgegeben und Belgien wiederhergestellt werden sollten. Das aber betraf den deutschen Bundesgenossen.

Der Kriegseintritt der USA, der Zusammenbruch Rußlands bremsten weitere Friedensfühler - der Sixtusbrief jedoch lag in Paris, als Außenminister Ottokar Graf Czemin im Frühjahr 1918 in einer Rede betonte, Österreich werde weiter Schulter an Schulter mit Deutschland kämpfen; das Elsaß stehe nicht zur Diskussion.

Da veröffentlichte Poincare den Brief, obwohl er Geheimhaltung zugesichert hatte. Czemin mußte zurücktreten, aber das Verhältnis Österreichs zum Reich war ebenso gestört wie die Friedensbemühungen gescheitert.

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