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Verlegene Reaktion

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Er sei fasziniert, feststellen zu müssen, wie stark der Einfluß der Medien und der „veröffentlichten“ Meinung im Falle Kurt Waldheims geworden ist. Das war eine der Kemaus- sagen des Sonderbotschafters Fritz Molden vergangene Woche bei einem abschließenden Pressegespräch in der österreichischen Botschaft in Bonn.

Im Laufe seiner Informationsreise besuchte er die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Großbritannien und zuletzt die Bundesrepublik, wobei in den erstgenannten Ländern die Stimmung gegen Waldheim und zum Teil gegen Österreich sehr schlecht sei.

Obwohl Molden bewußt nicht über innenpolitische Zusammenhänge sprechen wollte, konnte man anhand von Bemerkungen und Anspielungen aber erkennen, daß der Fall Waldheim auch seine Vorgeschichte in der Wahlkampfstrategie einer Partei hat Und der österreichische Botschafter in Bonn, Friedrich Bauer, sagte offen, daß der jüngste Beschluß von der Wiener SPÖ von der SPD „nicht als besonders hilfreich empfunden wird“.

Molden kritisiert auch offen, daß von seifen des Bundespräsidenten und dessen Stab viel zu spät reagiert wurde. Wäre das angekündigte „Weißbuch“ früher erschienen, dann wäre Waldheim und Österreich viel erspart geblieben.

Diese Äußerung Moldens ist insofeme von Belang, weil bereits Anfang Juni 1986, kurz nach der Wahl, von einem renommierten österreichischen Verlag der Umgebung Waldheims der Vorschlag nach einem solchen „Weißbuch“ gemacht wurde, auf den keine Reaktion erfolgte.

Eine langfristige Sanierungsphase wird notwendig sein, um die öffentliche Meinung in den westlichen Industriestaaten positiver zu stimmen. Wenn durch die Reisen der drei österreichischen Sonderbotschafter damit ein kleiner Anfang gemacht wurde, so war diese Aktion ein Erfolg.

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