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Widerstand

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Ein kühnes Buch. Ja, noch mehr als das: ein tollkühnes Unterfangen!

Czeslaw Milosz (Nobelpreis 1980) riskiert es, gegen die beherrschenden modernistischen Strömungen aufzutreten, die ihren Prestigegewinn dem Hoffnungsverlust verdanken, diesem Generalthema der zeitgenössischen Literatur.

Die Bankrotteure der Welt-Menschbeziehung, wie sie sich zum Beispiel in dem Kommentar „Der Tod ist eine Blamage der Schöpfung" ausdrückt, profitieren in solchem Ausmaß, daß alle erfolgsbegierigen Talente stimuliert werden, ausschließlich im Moll der Verzweiflung zu komponieren. Wer sich dieses Katastrophismus nicht befleißigt, ist verdächtig, in einem „Paradies der Trottel" zu wohnen.

Czeslaw Milosz nimmt das alles auf sich. Er wagt es, die wertauflösenden Funktionen des Dadaismus und Surrealismus aufzuzeigen, auch auf die Gefahr hin, daß man ihm das Medusenhaupt des Großkritikers entgegenhält, damit der Nobelpreisträger dann mit den unverkennbaren Zügen eines Reaktionärs oder konservativen Exotikers leichenblaß erstarre.

Milosz aber bleibt der geistigen Tradition seines Landes treu und denkt — als fundierter Historiker und Poetologe — die Dinge bis zu Ende, was für ihn immer ein eschatologisches Ende bedeutet.

DAS ZEUGNIS DER POESIE. Von Szes-law Milosz. Aus dem Polnischen von Peter Lachmann. Carl Hanser Verlag, München 1984.142 Seiten, eng. Broschur, öS 187,20.

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