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Widerstand „schon im Morgengrauen”

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In der Heimatstube seines Geburtsortes Schwarzenberg im Mühlviertel wird Anfang August eine Dauerausstellung zum Gedenken an Pater Cyrill Fischer eröffnet.

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In der Heimatstube seines Geburtsortes Schwarzenberg im Mühlviertel wird Anfang August eine Dauerausstellung zum Gedenken an Pater Cyrill Fischer eröffnet.

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Cyrill Fischer (1892 bis 1945) zählt zu den ersten Männern des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Der Franziskanerpater war nicht nur Wächter, Mahner und Poet, sondern auch ein überzeugter Brückenbauer zum Judentum (FURCHE 7/1988).

Am 2. August wird in seinem oberösterreichischen Geburtsort Schwarzenberg - nahe dem Prä-monstratenser Chorherrenstift Schlägl - ein Gedenkraum für ihn eröffnet.

Cyrill Fischer war eine beeindruckende Persönlichkeit. Franz Werfeis Erinnerungen (in seinem

Nachlaß werk „Zwischen oben und unten”) an den Franziskanerpater sprechen für sich: „Ich selbst begegnete dem Namen

Cyrill Fischer zuerst, wenn ich mich nicht irre, zu Beginn der dreißiger Jahre. Die Stelle, an der ich ihm begegnete, war sonst nicht für die Feder katholischer Theologen und Moralphilosophen reserviert.

Es war das Feuilleton des ziemlich stark linksgerichteten .Wiener Montagsblattes'. In den europäischen Hauptstädten erschienen im allgemeinen die großen Tageszeitungen am Montagmorgen nicht, sondern anstatt ihrer erschien eine Montagpresse, die wegen ihrer sensationellen Aufmachung, ihrer schreienden Schlagzeilen und ihres Boulevardtypus im ganzen eine ziemlich weite Verbreitung hatte.

In einem solchen leichtgeschürzten Blatte, das seine Leser mit politischen Skandalen, Korruptions- und Eheaf-fairen und der Summe des allwöchentlichen Gesellschaftsklatsches unterhielt, konnte man (Anm.: 1932) das

Beste und Tiefste lesen, was in jenen Tagen über die Vergiftung des europäischen Geistes durch die furchtbarste Häresie des Jahrhunderts geschrieben worden ist. Wie St. Vitalis von Alexandria in Kellers Novelle stieg der Franziskanerpater Cyrill zu einem recht unheiligen Ort hinab, weil er wußte, daß gerade dort seine Kritik und sein beschwörender Aufruf viel weiter gehört und viel schlagender zur Wirkung kommen würde als in der katholischen Presse.

Zu einer Zeit, da die große Weltpest entweder mit höhnischer Unterschätzung oder mit weinerlichen Jammerargumenten von den mächtigen liberalen Journalen bekämpft wurde, wagte Cyrill Fischer in einer dieser Zeitungen Woche für Woche die Tiefe des seelisch-geistig-moralischen Abgrundes aufzuzeigen, der im Nationalsozialismus zur Macht drängte. Ich habe diese Artikel, die ich damals ungeduldig verschlang, bis heute nicht vergessen und ich stehe nicht an zu behaupten, daß unter dem Dutzend von wichtigen Geisteskämpfern, die den Krieg gegen den Todfeind schon im Morgengrauen eröffneten, der wichtigsten einer in einer Klosterzelle saß und schrieb...”

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