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Würzen Nestroy

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(Nestroy in Melk, Wien und Carnuntum) Fünfmal Nestroy in Wien und Umgebung: Das Gängige wird ausgebeutet, auch für Nestroy gibt's keine Rettung vor diesem Marktprinzip. Und weil bei Nestroy das Gängige das Lustige ist, wird in diesem Sommer sein Unterhaltungswert eisern herausgepreßt, und was er den Zeitgenossen an Wahrheiten hineingesagt hat, bleibt im Sieb pik-ken.

Am besten können sie es in Melk. Da wird der „Lumpazivagabundus" von Erwin Strahl (Regie) so geglättet, daß sich keiner mehr an einem Satz stoßen kann. Aus dem liederlichen Kleeblatt werden drei brave Herren, die wohl direkt vom Kostümfest kommen. Wirklich erwähnenswert ist nur der Heimkehrer Hans Putz als Knieriem, vielmehr, könnte es sein, Ließe er bei all seiner eigenen Gängigkeit ein bis-serl vom Elend des alten Säufers durchschimmern.

Am intellektuellsten können sie es natürlich am Jura Soyfer-Theater am Spittelberg. Da wird die „Freiheit in Krähwinkel" mit dem Fragezeichen gespielt, wird sogar ein bisserl interpretiert. Anfreunden kann ich mich mit dem Regiekonzept von Georg Mit-tendrein nicht, weil es Nestroys Warnung vor dem Verschlampen der Revolution rückblickend in Resignation verkehrt und geeignet ist, ein gängiges Vorurteil zu bestätigen: Hier in Wien geht halt nix, drum braucht man auch nix zu tun. Immerhin, diese Inszenierung ist lustig und tut nicht nur so.

Am naivsten spielen sie in Carnuntum. Der bewährte Gerhard Steffen ist vielleicht schon ein bisserl gar zu bewährt für die Hauptrolle in „30 Jahre aus dem Leben eines Lumpen", und Regisseur Peter Wolstorff kann aus den anderen Darstellern keine Stars machen, dafür tut auch niemand so, als hätte er den Nestroy erfunden, gepachtet oder gedeutet.

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