7113119-1996_05_11.jpg
Digital In Arbeit

Gedanken zum Zölibat

Werbung
Werbung
Werbung

Ich gehöre zu jener steigenden Zahl von Katholiken, die gegen den Zölibat sind. Doch in den vergangen Tagen befielen mich einige Zweifel an meiner Position. In der Radio-Sendung „Vis-ä-vis" sagte nämlich Gertrude Sturm, die Frau des neuen evangelischen Bischofs, folgendes: „Ich hätte einen anderen gewählt, weil ich für einen anderen geschwärmt habe... Er macht immer so globale Aussagen, und dann kommt er zurück zum lieben Jesulein, und dann ist alles in Ordnung... lauter so Schlagworte halt..."

Herwig Sturm trat ein schweres Amt an, in einer auch für die protestantische Kirche schweren Zeit. Und er hat es offensichtlich auch zu Hause nicht leicht. Der sympathische Mann hätte sich wahrlich eine andere Promotion durch jenen Menschen verdient, der ihm eigentlich am nächsten und damit beistehen sollte.

Ein Nachteil also, daß auch ein Bischof „kein Übermensch und kein Überchrist ist", wie er selbst es bescheiden bei seiner Amtseinführung ausdrückte? Ein Argument für die Beibehaltung des Zölibats also?

Ich glaube nicht: Mir ist es lieber, dieser protestantische Bischof muß und darf einer legalen Partnerin Zuneigung und Toleranz entgegenbringen und hat dabei seine Probleme. Das ist immer noch besser und sympathischer als die peinlichen Tatsachen und üblen Gerüchte, die dadurch entstehen, daß der Zölbat so manchen katholischen Würdenträger in eine illegale Partnerschaft treibt.

Die Autorin ist

Präsidentin der Salzburger Festspiele.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung