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Zwischen Moral und Gehorsam

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Der Krieg wird für die Beteiligten nie aufhören. Mit dieser Feststellung schließt die Novelle von Siegfried Lenz. Eine Novelle über die Frage, was wichtiger sei, Gehorsam oder Verantwortung, Kriegsrecht, das nach der Kapitulation noch immer gilt, oder die humane Moral.

Sprachlich unaufdringlich, aber einprägsam gestaltet der Autor, der selbst bei der Marine diente, die Geschehnisse. Das Kriegsende bedeutet die Darstellung eines individuell erlebten und daher umso deutlicher nachvollziehbaren Ende seiner historischen Katastrophe in Europa.

Was in geschichtswissenschaftlichen Darstellungen undeutlich bleibt, gelingt durch Charakterisierung einer umschriebenen Gruppe. Zudem wird spürbar, wie sehr sich der Autor selbst mit dem Problem der Unscharfe in solch schwierigen Situationen beschäftigt.

Obwohl seit der Kapitulation nahezu vierzig Jahre vergangen sind, wirkt das Buch nicht museal, weil der historische Bezug nur das auslösende Moment für das Grundproblem ist: Es gibt Situationen, in denen entschieden werden muß, doch gibt es keine absolut unanfechtbare Lösung, die jedem Wenn und Aber standhalten könnte.

EIN KRIEGSENDE. Von Siegfried Lenz. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 1984, 63 Seiten, geb., öS 140,40.

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