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Blonde Jüdin für Olympia

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Hundert Jahre Olympische Spiele der Neuzeit - 60 Jahre seit den XI. Olympischen Sommerspielen im Berlin der NS-Zeit, Juli 1936. Unter den 470 deutschen Teilnehmern steht auch die Fechterin Helene Mayer, Gewinnerin der Goldmedaille im Florettfechten der Frauen bei den Spielen 1928 in Amsterdam, 1929 und 1931 Weltmeisterin. 25 Jahre alt, blond, grünäugig - quasi der Inbegriff der „nordischen” Frau, wie sie von den NS-Ideologen propagiert wird.

Aber ihr Vater war Jude. Sie fällt unter die Nürnberger Rassegesetze, ist längst aus ihrem Offenbacher Fechtverein ausgeschlossen worden, dürfte nie im deutschen Team antreten ...

Nach den Olympischen Spielen von Los Angeles 1932 hat Helene Mayer in Kalifornien ein Jus-Studium begonnen. Als nun die ersten Meldungen über antisemitische Maßnahmen des neuen Regimes in Deutschland in die USA kamen, fürchtete General Charles E. Cherill vom US-Olympia-Komitee, daß Boykottmaßnahmen jüdischer Organisationen in den USA die Durchführung der für 1936 nach Berlin vergebenen Spiele stören oder gar verhindern könnten.

Cherill intervenierte beim „Reichssportführer” Hans von Tschammer und Osten, Helene Mayer ins deutsche Olympia-Team aufzunehmen. Auch in Rerlin wollte man demonstrieren, daß alle „Greuelmeldungen” über Judenverfolgungen gelogen wären -und so trat Helene Mayer mit dem Hakenkreuz auf der Dreß an und gewann die Silbermedaille. Auf dem Siegerpodest grüßte sie den „Führer” mit dem „deutschen Gruß”. Sie fühlte sich trotz allem als Deutsche, wollte ihr Land vertreten und ihre Angehörigen nach fünf Jahren Abwesenheit wiedersehen. Nach den Siegesfeiern kehrte die „blonde Helene” in die USA zurück, wurde US-Bürgerin und gewann achtmal die amerikanischen Florettmeisterschaften.

Helene Mayer starb, nach Deutschland zurückgekehrt, schon 1953, noch nicht 43 Jahre alt. .

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