Heinz Tesar - © Foto: APA / Michele Gaggini

Eine Größe für sich: zum Tod von Heinz Tesar

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Unbeirrt und beharrlich ging Heinz Tesar seinen eigenen baukünstlerischen Weg. Der große, stille Architekt starb am 18. Jänner 84-jährig in Baden bei Wien. Zu seinen herausragendsten Bauten zählen die Donau-City-Kirche in Wien, das BTV-Stadtforum in Innsbruck sowie das Schömerhaus, die evangelische Kirche und das Essl-Museum in Klosterneuburg.

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Unbeirrt und beharrlich ging Heinz Tesar seinen eigenen baukünstlerischen Weg. Der große, stille Architekt starb am 18. Jänner 84-jährig in Baden bei Wien. Zu seinen herausragendsten Bauten zählen die Donau-City-Kirche in Wien, das BTV-Stadtforum in Innsbruck sowie das Schömerhaus, die evangelische Kirche und das Essl-Museum in Klosterneuburg.

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„Wer nicht liebt, darf nicht bauen“, sagte Heinz Tesar, der am 18. Jänner 2024 gestorben ist und dem Wien ein Meisterwerk zu verdanken hat. Die Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“ (1998-2000) ist ein Bau, den man nur mit Hingabe und Demut entwerfen kann. Zwischen Tech-Gate, Andromeda-Tower und der UNO-City drückt sich der kleine abgesenkte Sakralbau in den achtsam modellierten Boden. Gerade das erzeugt eine starke Präsenz.

Tesar begriff Architektur als „in sich ruhendes Behältnis von Luft, Licht, Körper und Raum.“ Er war eine Ausnahmeerscheinung unter den großen Architekten seiner Zeit. Das damals gefragte Attribut „Star“ war ihm ein Gräuel. Ruhig, ernsthaft und beharrlich ging er seinen eigenständigen, künstlerischen Weg. Stets umkreiste er seinen Entwurfsgegenstand in unterschiedlichen Medien. Notate aus seinen Notizbüchern, Zeichnungen, Aquarelle, Skizzen, Fotografien, Knetungen, Modelle, Reiseerfahrungen: alles floss ein. Jeder Bauaufgabe widmete er sich in derselben Ausschließlichkeit.

Tesar wurde am 16. Juni 1939 in Innsbruck geboren, seine architektonische Initiation erlebte er als 14-Jähriger auf einer Reise nach Italien, von 1961 bis 1965 studierte er bei Roland Rainer an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Architektur, 1971 eröffnete er sein eigenes Büro. Dem souveränen Umgang mit alter Bausubstanz kam seine Ernsthaftigkeit zugute. Seine ersten Bauaufträge waren Kirchen-
sanierungen, das Keltenmuseum in Hallein (1991-1994), der Umbau des Bode-Museums in Berlin (1997-2006).

Karlheinz Essl war ein großer Förderer und Mentor. Für ihn plante Tesar in Klosterneuburg den Bürobau Schömerhaus (1986-87), er vermittelte den Auftrag für die dortige evangelische Kirche (1995). Licht war eines seiner Baumaterialien, das Essl Museum (1998-99) eines der schönsten im Lande. Im fernwirksamen, skulpturalen, weißen Baukörper eröffnete sich ein Raumkaleidospkop für Gegenwartskunst. Fensterbänder, Oberlichten, Einschnitte, Rundungen, Rampen, ein Wasserbecken und Skulpturengarten boten jedem Genre seinen spezifischen Rahmen.

„In all diesen weltlichen Eitelkeiten ist die Kirche ein kompakter, monolithischer Körper, der sich verdichtet und nach innen geht“, erklärte Tesar der FURCHE seine Donaucity-Kirche. Alles an ihr ist außergewöhnlich und voller Symbolik. Dunkler, galvanisierter Stahl veredelt die Fassade, die von runden Öffnungen in zwei Größen perforiert ist. „Erst durch die Verletzung des Materials kann es leuchten“, erklärt Tesar. „Dieser Raum strahlt im Inneren.“ Dort findet am 7. Februar um 14.30 Uhr die Seelenmesse statt.

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