Ivo ismael - © APA/Georg Hochmuth

Ismael Ivo: "Ein Bild erregender Schönheit"

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Tanzikone und „ImPulsTanz“-Mitbegründer Ismael Ivo starb am 8. April im Alter von 66 Jahren an einer Covid-19-Erkrankung in seiner Heimatstadt São Paulo.

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Tanzikone und „ImPulsTanz“-Mitbegründer Ismael Ivo starb am 8. April im Alter von 66 Jahren an einer Covid-19-Erkrankung in seiner Heimatstadt São Paulo.

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„Als ich in den dunstigen Abend hinaustrete, will es mir nicht gelingen, dieses Bild erregender Schönheit abzuschütteln.“ Mit diesen Worten beschreibt Mae Ost Ismael Ivos Performance beim „ImPulsTanz“-Festival 2003. Der brasilianische Tänzer und Choreograf hat das Festival 1984 zusammen mit Karl Regensburger gegründet – damals noch als „Wiener Tanzwochen“, heute ist das „Vienna International Dance Festival“ das größte seiner Art in Europa. Als Ivo dafür 2019 mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet wird, hat er bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich.

Geboren wird Ismael Ivo am 17. Janner 1955 in São Paulo, wo er in den 1970ern zunächst Sozialwissenschaft und Psychologie sowie Philosophie und Soziologie studierte. Ab 1976 absolvierte er parallel eine Tanzausbildung im „Dance Center Ruth Rachou“. 1983 nimmt Ivo eine Einladung nach New York an Alvin Ailey’s „American Dance Center“ an, wo er seine Arbeit als Tänzer und Choreograf fortsetzte. Wegweisend für seine künstlerische Ausdruckskraft war die Zusammenarbeit mit dem japanischen Butoh-Tanzer Ushio Amagatsu. Im Laufe seiner Karriere arbeitete Ivo auch mit Größen wie Johann Kresnik, Marcia Haydée, George Tabori oder Marina Abramović. Mit über fünfzig eigenen abendfüllenden Stücken wurde Ismael Ivo schnell zu einem der berühmtesten, mehrfach ausgezeichneten Protagonisten des Tanztheaters.

Daneben prägte er die internationale institutionelle Tanzlandschaft maßgeblich: Von 1997 bis 2000 war er Chefchoreograf am Deutschen Nationaltheater Weimar, von 2005 bis 2012 Leiter der Sparte Tanz der „Biennale di Venezia“. 2009 gründete er das „Contemporary Research Center Arsenale della Danza“ in Venedig, später führte er dieses Projekt in Wien und São Paulo als „Biblioteca do Corpo“ fort. 2013 war er Gastdozent am Max-Reinhardt-Seminar, von 2017 bis 2020 Direktor des „Bale da Cidade de São Paulo“.

„Er war noch nicht fertig mit all seinen Planen“, konstatierte Karl Regensburger angesichts des überraschenden Covid-Todes seines Wegbegleiters. Im Herbst hätte etwa in São Paulo das „Choreografische Zentrum Ismael Ivo“ eröffnen sollen.

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